21. Juli 2024

Birgitta Dunckel

Blue Zones: Warum die Menschen dort länger und gesünder leben

Als „Blue Zones“ werden fünf Gegenden auf der Welt bezeichnet, deren Bewohner viel länger als der Durchschnitt leben und seltener krank werden. Wo liegen die Ursachen?

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@ Markus Winkler

Je älter wir werden, desto anfälliger sind wir für Krankheiten. Wie man die Gesundheitsspanne verlängern kann ist Gegenstand der Longevity-Forschung. Bei der Suche nach Antworten beschäftigen sich die Wissenschaftler unter anderem intensiv mit den sogenannten „Blue Zones“.

 

Was steckt hinter dem Begriff „Blue Zones“?

 

Blaue Zonen wurden vom US-Journalisten Dan Buettner zum allerersten Mal  2005 im Magazin National Geographic in der Titelgeschichte „The Secrets of a Long Life“ erwähnt. Buettner hatte herausgefunden, dass es weltweit bestimmte Regionen gibt, in denen auffällig viele Menschen sehr viel länger leben und dabei gesund bleiben als in anderen Gegenden. Diese Regionen liegen verteilt über den ganzen Globus. Die Super Ager werden dort oft über 100 Jahre alt – und das ohne typische Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Probleme und Alzheimer.

 

Warum heißen diese Regionen „Blaue Zonen“?

 

Der Demograf Dr. Michel Poulain war im Jahr 2000 gemeinsam mit Gianni Pes, einem sardischen Arzt, an der Altersbestimmung der zahlreichen Hundertjährigen auf Sardinien beteiligt. Die Orte, an denen die Menschen am häufigsten 100 Jahre alt werden, markierten sie auf der Karte mit einem blauen Stift.

 

So wurde die erste Blaue Zone erschaffen. Anschließend erweiterten die beiden in Zusammenarbeit mit Dan Buettner den Begriff und verwendeten ihn für die anderen Langlebigkeitsgebiete auf der Welt.

 

 

Wo liegen die fünf Blauen Zonen?

 

1. Ogliastra, Sardinien, Italien: Die Provinz hat die höchste Konzentration von Männern über 100 Jahren weltweit.

 

2. Okinawa, Japan: Auf dieser Insel leben die ältesten Frauen der Welt.

 

3. Nicoya, Costa Rica: Die kleine Halbinsel hat die zweithöchste Konzentration von hundertjährigen Männern.

 

4. Ikaria, Griechenland: Jeder Dritte auf der Insel wird dort 90 Jahre alt und profitiert von einer der weltweit niedrigsten Demenzraten

 

5. Loma Linda, Kalifornien, USA: Die Stadt hat die höchste Konzentration an Siebenten-Tags-Adventisten im Land, eine Religion, die eine strenge biblische Ernährung durchsetzt, Alkohol und Rauchen verbietet sowie regelmäßige Bewegung fördert.

Was haben die „Blue Zones“ gemeinsam?

 

Alle verfügen über eine gute Gesundheitsversorgung und liegen in sonnigen Gebieten, somit ist ein Mangel an Vitamin D, der lebensverkürzend wirken kann, dort äußerst unwahrscheinlich. Laut Dan Buettner haben Ernährung, Lebensstil und soziale Strukturen einen besonders großen Einfluss auf die Langlebigkeit. Buettner identifizierte insgesamt neu Faktoren, die für ein langes, gesundes Leben sorgen – die sogenannten „Power-9“:

 

1. Pflanzenbasierte Ernährung: Viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, natives Olivenöl, wenig Michprodukte, seltener Fisch und weißes Fleisch. Egal, welche Blaue Zone: Es wird gegessen, was in der Umgebung wächst und die aktuelle Saison hergibt.

 

2. 80-Prozent-Regel: Mit dem Essen aufhören, wenn der Magen zu 80 Prozent gefüllt ist. Und: Gemeinsame Mahlzeiten haben einen hohen Stellenwert.

 

3. Moderater Alkoholkonsum: Laut Buettner trinken die Menschen in den Blauen Zonen wenig oder gar keinen Alkohol – maximal ein bis zwei Gläser Rotwein täglich in Gesellschaft oder zum Essen.

 

4. Natürliche Bewegung: Die Bewohner der Blauen Zonen gehen oft zu Fuß oder benutzen das Fahrrad, arbeiten täglich auf dem Feld oder im Garten und sind dabei viel an der frischen Luft. Wie die Schäfer auf Sardinien, die täglich mehrere Kilometer mit ihren Tieren gehen.

 

 

Die Menschen haben Rituale in ihren Tag integriert, die Stress abbauen

 

5. Der Sinn des Lebens: Die Okinawaner nennen es „Ikigai“, die Nicoyaner „plan de vida“. Übersetzt bedeutet beides: „Warum stehst Du morgens auf und was macht Dein Leben lebenswert? “. Wer seine Berufung gefunden hat lebt zufriedener und in Balance.

 

6. No Stress: Klar, auch in den Blue Zones kommt Stress auf. Doch die Menschen dort haben Rituale in ihren Tag integriert, die Stress abbauen: Kurze Spaziergänge, Gebete oder ein kurzes Schläfchen.

 

7. Family First: Die Familie kommt in jeder Blauen Zone an erster Stelle. Man kümmert sich intensiv und liebevoll um die Alten und um die Jungen, oft leben mehrere Generationen unter einem Dach, sodass die Kinder sowohl mit ihren Eltern als auch mit ihren Großeltern aufwachsen. Das schafft ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Zufriedenheit.

 

8. Zugehörigkeit: Die Menschen der Blue Zones sind in ihren Orten sozial aktiv und gehören meist einer Organisation, einer Gruppe oder einer religiösen Gemeinschaft an, der sie sehr verbunden sind.

 

9. Freundschaften: Ein Geheimnis der Okinawaner: sie pflegen lebenslange Freundschaften, genannt MOAI. Schon in der Kindheit werden kleine Gruppen gebildet, die sich gegenseitig unterstützen und regelmäßig treffen, bis ins hohe Alter.

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