Während der Wechseljahre kann sich die Lust auf Sex verändern – und zwar in beide Richtungen…
@ Karolina Grabowska
Erotik und Intimität sind keine Frage des Alters, auch wenn früher angenommen wurde, dass mit dem Ende der Fruchtbarkeit ebenso das Erleben von Sexualität enden würde. Frauen können prinzipiell während und nach den Wechseljahren ein erfülltes Sexualleben führen. So viel schon einmal vorweg. Dennoch fragen sich viele Frauen, welche Auswirkungen die Wechseljahre auf ihre Sexualität haben können und in welchem Zusammenhang ein möglicher Libidoverlust steht.
Was Sie über die 4 Phasen der Wechseljahre wissen müssen
Sex kann in den Wechseljahren für viele Frauen ein belastendes Thema sein. Der Körper verändert sich, äußerlich wie innerlich: Die Libido lässt nach, man nimmt an Gewicht zu, die Scheide wird trockener und Symptome wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen tun ihr Übriges. Diese Vielzahl an Faktoren, gerade auch in Summe, kann sich negativ auf das Sexualerleben auswirken. Umso wichtiger ist es, zusätzlichen Stress zu vermeiden und sich nicht unter Druck zu setzen. Denn die seelischen Faktoren spielen bei diesem Thema eine besonders große Rolle.
Die Menopause kann einen erheblichen Einfluss auf die Libido haben, einige Frauen haben während der Wechseljahre gar keine Lust mehr auf Sex, andere plötzlich viel mehr. Warum das so ist und welche Gründe es dafür gibt:
Viele Frauen sind während der Wechseljahre von einem Libidoverlust betroffen, haben also ein deutlich vermindertes sexuelles Verlangen. 34 % der postmenopausalen Frauen im Alter von 50-60 klagten bei einer Umfrage über einen verminderten Sexualtrieb, 53 % gaben an, weniger Interesse an Sex in den Wechseljahren zu haben, 71 % hingegen äußerten aber den Wunsch nach einem erfüllten Sexleben.
Die Ursachen für den Libidoverlust sind vielfältig, bisher wenig erforscht und nicht allein auf einen Östrogenmangel zurückzuführen. Gehen Sie in sich und versuchen Sie zu herauszufinden, wir die körperlichen Veränderungen Sie beeinflussen, ob Sie diese akzeptieren, sich selbst attraktiv finden oder Ihrem Partner gegenüber Hemmungen entwickelt haben.
Über Sex zu reden, fällt vielen schwer. Es ist einfacher, die Thematik anzusprechen, wenn noch keine größeren Probleme aufgetreten sind, um sich sicherer zu fühlen, wenn es dann dazu kommt. Einige Frauen benötigen beispielsweise nach der Menopause eine andere Form von Stimulation als bisher, um Lust zu verspüren.
Auch, wenn der Spiegel an Sexualhormonen bei Frauen deutlich schneller absinkt als bei Männern, so haben auch diese mit zunehmendem Alter mit körperlichen Veränderungen, wie einem sinkenden Testosteronspiegel, wodurch es zu Erektionsstörungen kommen kann, zu kämpfen. Was viele nicht wissen: Bestimmte Medikamente wie Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Schmerzmittel können sich negativ auf die Libido auswirken.
@ Stocksnap
Einige Frauen erleben das Gegenteil und haben mehr Lust in den Wechseljahren, oft dann jedoch eher nach der Menopause, wenn sich das neue Hormongleichgewicht einigermaßen eingestellt hat und die Symptome nachlassen. Ein anderer Faktor ist der Wegfall der Verhütungslast, der von manchen als eine Art Befreiung angesehen wird.
Darüber hinaus verändert sich im persönlichen Umfeld einiges in dieser Lebensphase: Die Kinder ziehen aus dem Haus, es herrscht meist weniger beruflicher Druck und als Resultat mehr Zweisamkeit in der Partnerschaft. Es gibt Frauen, die in dieser Zeit experimentierfreudiger werden und sich nochmal neu entdecken möchten.
Die 34 Symptome der Wechseljahre
Treten beim Sex Schmerzen auf – auch Dyspareunie genannt – liegt das in den Wechseljahren oft an Scheidentrockenheit. Sie ist eine typische Begleiterscheinung des Älterwerdens und auch einer der Gründe für den häufig auftretenen Libidoverlust. Für die Durchblutung und die Feuchtigkeitssekretion in der Vagina ist das weibliche Hormon Östrogen verantwortlich.
Der Östrogenspiegel sinkt jedoch während der Wechseljahre, wodurch die Schleimhäute trockener und dünner werden und die Scheide beim Sex nicht feucht genug wird. Es besteht das Risiko, dass die empfindliche Schleimhaut verletzt wird oder Blasenentzündungen schneller entstehen. Anzeichen für Scheidentrockenheit sind in der Regel Juckreiz und Brennen im Bereich der Vagina.
Doch was hilft gegen Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex in den Wechseljahren? Dafür gibt es oft keine einfache Lösung, denn: Die Angst vor Schmerzen kann zu Anspannung führen, was wiederum die Lust verringert und dadurch auch die natürliche Produktion von Flüssigkeit bei sexueller Erregung durch die Bartholinischen Drüsen.
Es ist also wichtig, in die offene Kommunikation mit seinem Partner und auch seinem Gynäkologen zu gehen. Je nach Ursache und Beschwerdegrad der Schmerzen gibt es verschiedene Methoden. Bei leichten Beschwerden aufgrund eines Östrogenmangels kann zum Beispiel bereits ein Gleitmittel Abhilfe verschaffen.
Bei stärkeren Beschwerderden kann eine lokale Hormonbehandlung in Form von Cremes oder Zäpfchen in Erwägung gezogen werden. Kommen zu den Schmerzen beim Sex während der Wechseljahre noch weitere starke und lebensbeeinträchtigende Begleiterscheinungen hinzu, wird Ihr Frauenarzt gegebenenfalls mit Ihnen über eine systemische Hormonbehandlung im Rahmen einer Hormonersatztherapie sprechen.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der befruchtungsfähigen Eizellen ab, eine Schwangerschaft wird immer unwahrscheinlicher, auszuschließen ist sie jedoch nicht. Sie sollten deswegen in den Wechseljahren nicht auf Verhütung verzichten.
Folgende Methoden eignen sich zur Verhütung in den Wechseljahren:
Von der Pille raten Frauenärzte in den Wechseljahren ab, da mit zunehmendem Alter das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt und die Pille Nebenwirkungen wie Thrombosen, Durchblutungsstörungen und Herzinfarkt aufweist.
Die Wechseljahre sind das Ende der fruchtbaren Phase, aber ein langjähriger Umstellungsprozess. Sie sollten nach der letzten Regelblutung noch ein bis zwei Jahre verhüten. Wann diese einsetzt, ist individuell. Setzt die Menopause nach dem 50. Lebensjahr ein, wird ein Jahr weitere Verhütung empfohlen, setzt sie vor dem 50. Lebensjahr ein, werden zwei weitere Jahre Verhütung empfohlen.
Übrigens: Bei Frauen, die “die Pille” einnehmen, ist es schwierig, die Menopause korrekt zu bestimmen. In diesem Fall sollten Sie sich unbedingt zwecks der Dauer der Verhütung mit ihrem Gynäkologen absprechen.