Neben all Ihren Aktivitäten haben Sie über Jahre hinweg auch die „3 nach 9“-Talkshow moderiert, waren viele Jahre Star in der ersten Rate-Show „Was bin ich?“ im deutschen Fernsehen. Von außen betrachtet gingen Ihnen die Dinge immer leicht von der Hand. Dennoch, jeder Mensch erlebt auch seine ganz dunklen Stunden. Was hilft in solchen Zeiten? Oder hilft am Ende nichts, muss man es einfach aushalten?
Selbstverständlich habe auch ich Niederlagen, schwierige Zeiten und – vor allem – Verluste erlebt. Und je älter man wird, desto größer ist natürlich die Zahl der Freunde, die man verliert. Der Verlust eines geliebten Menschen ist allerdings das Schlimmste, etwas, auf was einen niemand vorbereiten kann. Ich denke, dass der einzige wirkliche Trost in dieser Situation die Rückschau auf die Jahre des gemeinsamen Lebens und Erlebens ist – und dass man dies als großes Geschenk empfinden sollte.
Ob Schauspielkunst, die Medizin oder der Journalismus und das Bücherschreiben – so unterschiedlich Ihre Karrieren auch waren und sind, eins haben all Ihre beruflichen Statio- nen gemeinsam: Man kann nur Erfolg haben, wenn man die Menschen auch erreicht, wenn man eine Verbindung schafft, sie sozusagen berührt. Ist es das, was Ihr Leben eigentlich aus- macht? Die Kunst, eine intensive, sinnstiftende Verbindung zu anderen Menschen herzustellen?
Uhhh – das sind große Worte. Ja, sicher interessiere ich mich für Menschen. Ob das eine Kunst ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es die Voraussetzung für den Beruf einer Ärztin.
Einmal pro Woche sind Sie im Bayerischen Rundfunk, wo Sie live mit Anrufern deren medizinische Fragen und Sorgen besprechen. Was macht den Erfolg der Sendung aus?
Das müsste man eigentlich die Hörerinnen und Hörer fragen. Es hat sicher etwas mit dem Zeitmangel der Hausärzte zu tun, die es nicht schaffen, alle Fragen ihrer Patienten zu beantworten. Vielleicht auch mit unserem Schulsystem, dem es nicht gelingt, den menschlichen Körper und seine Funktionen jeweils altersgerecht zu erklären. Aber wahrscheinlich auch mit der Großzügigkeit des Bayerischen Rundfunks, der uns für diese Stunde völlig freie Hand lässt für die Gespräche mit den Anrufern.
Sie geben den Menschen, die sich dort an Sie wenden, Informationen, Empfehlungen und oft auch Trost und Zuversicht. Was geben die Menschen Ihnen? Bekommen Sie etwas zurück?
Zum einen: Ich bin dort nicht die einzige Expertin; wir haben oft andere Ärzte und Ärztinnen – Spezialisten – als Gäste. Und selbstverständlich bekommt man von den Menschen unglaublich viel zurück. Es ist total befriedigend, wenn man bei einem Patienten Ängste zerstreuen oder Verständnis für eine Therapie vermitteln kann.
Sie sind 91 Jahre alt und arbeiten intensiver als so mancher 30-Jährige. Was antworten Sie jemandem, der sagt: Willst du dich nicht endlich einmal zur Ruhe setzen?
Jetzt übertreiben Sie fürchterlich. Ich interessiere mich nach wie vor für alle medizinischen Neuigkeiten – aber so viel arbeite ich weiß Gott nicht. Und was verstehen Sie unter „zur Ruhe setzen“? Ein Leben zwischen Sofa, Balkon und Katze streicheln? Das ist nichts für mich – Katze streicheln schon.Ich freue mich darauf, wieder zu meinen Kindern in die USA reisen zu können, sobald diese schwie- rigen Zeiten besser werden. Und schließlich erkläre ich den Leuten ständig, dass das Wichtigste ist: beweglich bleiben – körperlich und geistig.
Ein Blick in die Zukunft: Was sind Ihre nächsten Pläne? Ein neues Projekt? Ein neues Buch? Vielleicht eine Autobiografie?
Keine Ahnung – aber sicher keine Autobiografie.