3. Dezember 2024

Christine Bürg und Margit Hiebl

Ärzte über Grenzen: Wie sich Mediziner sozial engagieren

Wo hört der Beruf auf und fängt die wahre Berufung an? Neun Ärzte erzählen, wie sie dafür nicht nur ihre eigenen Grenzen überwinden und in welchen Hilfsprojekten sie sich engagieren

Dr. Mark Sebastian in Burkina Faso
Dr. Mark T. Sebastian im Lycée Schorge in Burkina Faso. Als Botschafter von Humble Smile bringt er den Kindern in der Schule bei, wie wichtig Zähneputzen und Zahnprophylaxe sind

Zahnprophylaxe in Burkina Faso

Es gibt keine exakten Zahlen, doch die Schätzungen sind drastisch: Nicht einmal 100 Zahnärzt:innen gibt es in Burkina Faso für 23 Millionen Einwohner. Das westafrikanischen Land ist nicht nur eines der ärmsten der Welt, sondern weist auch die international höchste Parodontitis-Rate auf.

 

Mit zahlreichen Hilfsprojekten unterstützt das Münchner „Stern Stewart Institute“ die Menschen in Burkina Faso, unter anderem durch den Bau der Mittel- und Hochschule Lycée Schorge. Neben Klassenzimmern und Büros ist hier auch eine Zahnstation untergebracht. Im Rahmen des Prophylaxe-Projekts „Schorge Smile“ engagiert sich der Münchner Zahnarzt Dr. Mark T. Sebastian am Lycée Schorge.

 

Als Botschafter der Hilfsorganisation Humble Smile finanziert er mit seiner Praxis „Max 36“ die Zahnstation und eine Dentalhygienikerin. Und er sammelt Spenden, in Form von Altgold zum Beispiel, das er über das Hilfswerk der Deutschen Zahnärzte im Lycée Schorge wieder einfließen lassen kann. Ein- bis zweimal pro Jahr fährt er selbst nach Burkina Faso, um Eingriffe vorzunehmen, beim Schulen der Kinder zu helfen und beratend zur Seite zur stehen.

 

„Indem wir die Kinder, insbesondere Mädchen, in der Zahnreinigung schulen und sie diese Erfahrungen auch an ihre Familienmitglieder weitergeben, tragen wir zur Bewusstmachung bei und leisten damit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Veränderung “, so Dr. Sebastian. Denn Parodontitis beschränkt sich nicht nur auf das Zahnfleisch, sondern begünstigt zahlreiche internistische Störungen wie etwa Herzerkrankungen, Fehlgeburten, Diabetes und Rheuma. Infos: sternstewartinstitute.com; humblesmile.org

Zukunft in Kambodscha

„Jemandem zum Sehen zu verhelfen bedeutet, jemandem bessere Zukunftsaussichten zu bieten“, so Dr. Florian Kretz. Der leitende Chirurg und medizinische Direktor von Precise Vision Augenärzte in Erlangen, Greven, Rheine und Steinfurt gründete 2016 gemeinsam mit seiner Ehefrau Nicole die gemeinnützige Organisation „Augenärzte für die Welt GmbH“, die wiederum vor allem die „Khmer Sight Foundation“ in Kambodscha unterstützt.

 

Dr. Kretz, der ein- bis zweimal im Jahr selbst nach Kambodscha fährt, hat gemeinsam mit Ärzten und medizinischem Personal aus der ganzen Welt mittlerweile Tausende Menschen operiert, OP-Schwestern und Hilfspersonal ausgebildet und eine Tagesklinik nach deutschem Standard in Phnom Penh aufgebaut. Finanziert wird die Organisation durch Spenden und sein Unternehmen.

 

„Augenärzte für die Welt“ ist eine Family Affair: Alle helfen mit. „Meine Frau macht das Marketing, unterstützt vor Ort im OP, bei der Vor- und Nachbereitung der Patienten und sterilisiert die Instrumente“, so Dr. Kretz. „Mein Sohn betreut die Diagnostik und vermisst gemeinsam mit meiner Tochter die Patienten.“ Familie Kretz und Mitarbeiter seines Teams investieren viele Urlaube, um den Menschen in Kambodscha zu helfen.

 

„Das Lächeln der Menschen ist bewegend, wenn man den Verband abmacht und sie wieder sehen können. Besonders berührend: ein zwölfjähriger Junge, der durch einen Unfall im Alter von sechs Jahren nicht mehr sehen konnte. Nach einer Operation durch Dr. Kretz konnte er bereits am nächsten Tag lesen. Weshalb sich der Mediziner in Kambodscha engagiert? „Ich möchte etwas tun, was nachhaltig ist. Und meinen Kindern vorleben, dass man nie aufgeben, vor allem aber zurückgeben sollte.“ Infos und Spenden: drkretz.de/charity

Hautnah in Südindien

„Für mich persönlich ist es wichtig, meinen Beruf ganzheitlich auszuüben, nicht nur in einer Subspezialisierung, und so Menschen noch mehr helfen zu können“, sagt Dr. Christian Merkel. Der Münchner Dermatologe vom Haut- und Laserzentrum an der Oper engagiert sich seit 2018 in einem Medical Camp in der Nähe von Bangalore im Süden Indiens, das 2015 von der Krefelder HNO-Ärztin Dr. Susanne Wagener gegründet wurde. Ziel des ehrenamtlichen Vereins ist der Aufbau einer kostenlosen, medizinischen Versorgung für die Bewohner der Stadt Penukonda und der umliegenden Dörfer.

 

In der von Landwirtschaft geprägten Region gibt es so gut wie keine medizinische Grundversorgung. Wege zum nächsten Krankenhaus sind weit, die Fahrt dorthin für die meisten unerschwinglich. Deshalb findet einmal im Jahr das Medical Camp statt. Die Organisation vor Ort übernimmt ein Ashram. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Bekanntmachung des Termins in den Dörfern, bereiten die Klinik vor und vergeben Behandlungstermine. Jeder Arzt hat sein eigenes Behandlungszimmer sowie Dolmetscher zur Verfügung.

 

Finanziert wird alles über Geld- und Sachspenden. „Die Medikamente werden teilweise auch von uns Ärzten mitgebracht, dazu sprechen wir auch Pharmavertreter an“, erzählt Christian Merkel. „Schon nach meiner Facharztausbildung habe ich nach Wegen gesucht, wie ich mich auch sozial engagieren kann, unter anderem bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘. Leider ohne Erfolg, aufgrund meines Fachgebiets.“

 

Dermatologen werden offenbar nicht gebraucht. Die Erfahrung heute lehrt ihn das Gegenteil: Rund 100 PatientInnen kommen pro Tag in Merkels Sprechstunde, nicht gezählt diejenigen, die ohne Termin erscheinen, aber natürlich auch behandelt werden. Für ihn jedes Mal eine intensive Zeit, die inzwischen zu einer tiefen Verbundenheit geführt hat – mit den Mitarbeitern des Ashrams wie auch mit den Patienten.

 

Zugleich ist es immer eine Zeit des Dazulernens, auch fachlich – etwa durch Krankheiten oder Hautprobleme, denen man bei uns in Regel nicht mehr begegnet, wie Lepra und Krätze. Aktuell laufen die Vorbereitungen für das Camp 2025. „Langzeitziel ist, dass dort Ärzte und Ärztinnen, die wir auch schulen, das ganze Jahr über ihre Patienten behandeln – dafür fehlt es allerdings leider noch an finanziellen Mitteln“, so Merkel. Info und Spenden: medicalaid-india.com

Lichtblicke in Tansania

Fast 90 Prozent der weltweit etwa 37 Millionen blinden Menschen leben in Armutsgebieten. Dazu gehört auch Puma in Zentral-Tansania. Hauptursachen für Erblindung sind oft Grauer und Grüner Star, Trachom, Flussblindheit und Vitamin-A- Mangel – Krankheiten, die in der Regel ver-meid- oder heilbar wären.

 

Weil es in Tansania aber an entsprechendem Wissen, Präventionsmöglichkeiten, Medika-menten und deren Verteilung sowie an Fachpersonal fehlt, wurde vor 14 Jahren der gemeinnützige Verein „Vision for Puma e.V.“ mit Sitz in Berlin gegründet, den auch Dr. Volker Rasch mit seiner vor 30 Jahren gegründeten Potsdamer Augenklinik unterstützt. Jedes Jahr organisiert „Vision for Puma“ mehrwöchige Hilfseinsätze. „In der Regel“, so Dr. Rasch, „sind zwei Augenärzte, eine OP-Schwester und ein Optiker vor Ort, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit mit Medikamenten, Brillen und Ausrüstung anreisen.“

 

Ziel ist es auch, Wissen weiterzugeben und Menschen vor Ort auszubilden. 2022 hat der Verein ein weiteres Projekt auf Sansibar initiiert und eine Augenstation in einem Militärhospital in Stone Town eingerichtet. „Allein während des ersten zweiwöchigen Eye Camps haben wir über 1100 Patienten behandelt und 100 Operationen durchgeführt.“

 

Die Vision: der Bau einer neuen Augenklinik. Die Beweggründe für sein Engagement? „Wir arbeiten hier in einer Hightech-Welt mit hohen Patientenansprüchen. In Tansania müssen wir oft improvisieren, was durchaus heilsam sein kann. Steht zu Hause die Qualität und ein Immer-noch-besser-machen-Wollen im Vordergrund, bewirkt das Engagement in Afrika, die eigene Lebenssituation relativierend einzuordnen.“ Infos und Spenden: vision-for-puma.de

Tägliche Dosis Nächstenliebe

„Es ist die besondere Atmosphäre, die hier deutlich zu spüren ist“, schwärmt Prof. Dr. Henning Windhagen über das Diakovere Annastift. „Wenn Mitarbeiter eingeführt wer-den, gibt es offizielle Riten; die Älteren, die noch die Schwestern kennen, übertragen dieses entspannte, traditio- nelle Denken an die Jüngeren.“ Und obwohl es auf dem Gelände eine Kapelle gibt, einen Hauspastor und Gottes-dienste, „fühlen sich Menschen, die Religion gegenüber kritisch eingestellt sind, nicht unwohl.“

 

Dass die Mitarbeiter besonders engagiert sind, liegt auch an der Unternehmensstruktur. „Wir sind eine GmbH“, so der Ärztliche Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Diakovere Annastift, „das heißt, alles, was wir an Gewinn erzielen, wird in das Unternehmen reinvestiert und fließt nicht zum Beispiel an Aktionäre.“

 

Tatsächlich gehören nicht nur Krankenhäuser wie das Annastift, das Friederikenstift und Henriettenstift zum Diakovere, sondern auch eine Rehabilitationseinrichtung für Schwerunfallverletzte, Altenheime, ein Hospiz, ein Berufsbildungswerk für Menschen mit Behinderung sowie eine inklusive Grund- und Oberschule.

 

„Wir haben ein großes Schwerpunktzentrum für medizinische Behandlungen von Erwachsenen mit Behinderungen“, so Prof. Windhagen. „Wir sehen hier beides: Neben Athleten und hochaktiven Patienten mit höchsten sportlichen Ansprüchen behandeln wir auch wirkliche Schicksale und das prägt alle Beteiligten. Ein großer Vorteil für Patienten ist die Rolle der Universitätsklinik, die in das Annastift ausgelagert ist. Hier gibt es beide Facetten: die christliche Nächstenliebe und Fürsorge, aber auch Hightechmedizin mit Spezialimplantaten und Robotern.“

 

Der Geist der Nächstenliebe und des Respekts, der hier weht, ist überall spürbar: „Ellenbogenmentalität gibt es keine, sondern, ganz im Gegenteil, extremen Teamgeist“, erzählt Prof. Windhagen. „Man sagt ja, die Menschen, die eine Aufgabe haben und einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind am glücklichsten.“

Kinderhilfe in Luxor

Emeritiert, aber längst nicht im Ruhestand: Seit rund 16 Jahren unterstützen der ehemalige Ärztliche Direktor der Klinik für Sportorthopädie des Münchner Klinikums rechts der Isar, Prof. Dr. Andreas B. Imhoff, und seine Frau Susann, „Die kleine Pyramide e.V.“ Idee dieses Hilfswerks ist es, verwaiste oder behinderte Kinder und ihre Familien im ägyptischen Luxor durch Patenschaften zu unterstützen und in einem eigenen Therapie- und Sozialzentrum zu betreuen.

 

Um diese große Aufgabe zu bewältigen, gibt es in Luxor mittlerweile elf fest angestellte Mitarbeiter. Ein Anwalt kümmert sich für die Familien mit behinderten Kindern um alle juristischen Belange. Neben der medizinischen Rundumversorgung mit Prothesen und Orthopädietechnik ermöglicht die in Trier ansässige NGO auch eine Schul- und Berufsausbildung. „Meine Frau ist zweimal im Jahr im Hilfswerk und bildet die Frauen in Nähkursen aus“, so Prof. Dr. Imhoff. „Mit gespendeten Nähmaschinen und Stoffen stellen sie hochwertige Taschen, Kissen und Babykleidung her, um so ein gewisses Einkommen für sich und die Kinder zu erzielen.“

 

Damit nicht genug: Susann Imhoff wird dabei von einer deutschen Zahnärztin unterstützt, die ehrenamtlich tätig ist und Kinder in Zahnhygiene unterrichtet. „Ich selbst bin einmal jährlich vor Ort und tausche mich mit den ägyptischen Ärzten aus.“ Worauf sie besonders stolz sind? „Einem 16-jährigen Jungen mit amputiertem Bein konnten wir eine Beinprothese mit Prothesenschulung und Rehabilitation beschaffen. Heute ist er als selbstständiger Taxifahrer in die Gesellschaft integriert.“

 

Es geht also nicht nur um medizinische Entwicklungshilfe, sondern auch um Menschenwürde und Selbstbewusstsein. „Wir sind glücklich, Kindern und analphabetischen Müttern zu einer Ausbildung und Selbstständigkeit zu verhelfen.“
Infos und Spenden: die-kleine-pyramide.de

Mehr Menschlichkeit

„Caritati – Veritati“ – der Nächstenliebe und der Wahrheit verpflichtet – steht an der Frontseite der Maria-Theresia-Klinik in München. Träger sind die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Nach dem Vorbild ihres Ordenspatrons setzen sie sich für „hilfsbedürftige, arme, kranke, alte und suchende Menschen“ ein. Nächstenliebe, Wahrheit … – Werte, die man im medizinischen oder pflegerischen Umfeld eigentlich generell erwartet, obwohl die Realität leider häufig eine andere Sprache spricht.

 

„Das Thema Menschlichkeit hat hier tatsächlich einen hohen Stellenwert“, erklärt der Leiter des Zentrums für minimalinvasive Schmerztherapie, Dr. Claudius Gall. Das spiegelt sich vor allem in der Pflege wider – denn die persönliche Zuwendung spielt in dieser kirchlichen Einrichtung eine ganz entscheidende Rolle.
Getragen wird dieser Geist der Nächstenliebe von den Ordensschwestern, die dort in den unterschiedlichsten Funktionen tätig sind. Und nicht auf die Uhr gucken, wenn es um elementare Bedrohungs-situationen der menschlichen Existenz geht: Not, Krankheit, Tod.

 

„Genau dann braucht man Unterstützung, das kann keiner auf Dauer alleine tragen.“ Und dabei spielt es auch keine Rolle, ob jemand privat oder gesetzlich versichert ist. „Es geht darum, qualitativ hochtechnisierte Medizin anzubieten und eben dieser Medizin ein menschliches Antlitz zu geben.“

 

„Das ist altmodisch in einer positiven Wortbedeutung“, sagt Dr. Gall, folgt aber gleichzeitig den inhaltlichen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten. „Eine kirchliche Institution muss zwar schwarze Zahlen schreiben, ist aber keinem Shareholder-Value verpflichtet. Dadurch sind längerfristige Projekte einfacher in Angriff zu nehmen und umzusetzen.“

Dr. Google reloaded

„Ich möchte den Menschen ermöglichen, ihre Sorgen und Fragen zu teilen, indem ich mein Wissen außerhalb meiner Praxis in diesem persönlichen Rahmen verständlich und unverbindlich weitergebe“, sagt Dr. Christoph Wenninger, Implantologe aus München. Dafür ist er regelmäßig für das „Infoforum Gesundheit“ als Gastreferent tätig. Bundesweit bringen sich dafür rund 15 ZahnärztInnen mit Vorträgen und Aktionen ein. Ziel ist es, komplexe Erkrankungen und The-rapien verständlicher und transparenter zu machen. Aber auch, Patienten anzuregen, ihr eigenes Gesundheitsverhalten positiv zu verändern.

 

„Häufig sind es PatientInnen, die beim Thema Implantate von ihrem Behandler nicht ausreichend informiert wurden und sich allein gelassen fühlen“, so Dr. Wenninger über die typischen Besucher. Und wenn Dr. Google ihr erster Ansprechpartner ist, wird der persönliche Kontakt zu einem Arzt nach seiner Erfahrung umso wichti-ger. „Viele wissen oft tatsächlich gut Bescheid, wollen aber ihre Fragen noch mal bei einem Arzt stellen, der leibhaftig vor ihnen steht. Hier bekommen sie konkrete Informationen aus erster Hand, die womöglich nicht im Internet stehen.“

 

Gefragt ist die ganze Bandbreite – von der Vorgehensweise über Lösungsmöglichkeiten und moderne Diagnostik bis hin zu den Kosten. Doch nicht nur die PatientInnen profitieren von diesen Veranstaltungen. Für Dr. Wenninger sind sie eine wertvolle Quelle, die hilft, das Patient-Arzt-Verhältnis besser zu machen. Nicht selten ergibt sich daraus ein Thema für den nächsten Vortrag. Infos: info-forum-gesundheit.de

Einfach mal darüber reden …

Depression ist eine normale medizinische Erkrankung, die sich diagnostizieren, behandeln und heilen lässt. Jeder fünfte von uns ist einmal im Leben davon betroffen. Und die Zahlen steigen. Aufklärung ist wichtig, um der Krankheit als solche gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen. Dies versuchen regionale Bündnisse gegen Depression, ein Netzwerk unter dem Dach der Deutschen Depressionshilfe und Suizidprävention, die sich in 90 Regionen und Städten deutschlandweit etabliert haben.

 

Eine solche Plattform hat Prof. Dr. Andreas Menke auch im Chiemgau gegründet, als er die ärztliche Leitung der psychosomatischen Klinik Medical Park Chiemseeblick in Bernau übernommen hat. Ziel des „Chiemseer Bündnis gegen Depression“ ist es, das Thema zu enttabuisieren. In diesem Rahmen werden verschiedene Kanäle bespielt: Dazu gehört ein Instagram-Account, auf dem Informationsvideos gepostet, aber auch Aktionen und Termine angekündigt werden (@chiemsee_gegen_depression).

 

Darüber hinaus gibt es Aufklärungskampagnen, Schulungen sowie Vorträge, beispielsweise im Rahmen des „Mental Health Café“. Die zwanglosen, gemütlichen Treffen, die immer wieder in einem anderen Café stattfinden, sind niederschwellige Angebote für alle, die sich für psychische Gesundheit interessieren. All diese Maßnahmen greifen ineinander, „somit wird auf vielfältige Weise nicht nur die Öffentlichkeit aufgeklärt, sondern auch die Situation für Betroffene und Angehörige verbessert“, so Menke.

 

„Eine Vernetzung findet dabei nicht nur auf Ebene der Behandler statt, sondern auch mit den Gesundheitsämtern, den Selbsthilfegruppen und anderen Angeboten wie Beratungsstellen und Telefonhotlines.“ Dass diese Projekte tatsächlich auch wirken, zeigt eine Untersuchung, die im Rahmen eines der ersten Bündnisse in Nürnberg gemacht wurde: „Hier wurde über drei Jahre die Suizidalität untersucht und diese mit einer Kontrollregion, nämlich Würzburg, in der es zu dieser Zeit noch kein Bündnis gab. In Nürnberg gin-gen suizidale Handlungen um beeindruckende 30 Prozent zurück“, so Andreas Menke.

Infos: deutsche-depressionshilfe.de 

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