14. November 2024
Judith Cyriax
Niedrige Temperaturen, eisiger Wind und trockene Heizungsluft – der Winter ist eine extreme Belastungsprobe für die Haut. So können Sie sie schützen
@ koolshoters
Gerade der Wechsel zwischen kalt und warm stresst die zarte Gesichtshaut, lässt sie schneller austrocknen, macht sie rissig, rau und besonders empfindlich. Mit fallenden Temperaturen braucht die Haut daher eine andere Pflege, um die frostige Jahreszeit unbeschadet zu überstehen.
Sinkt das Thermometer unter acht Grad Celsius, schlagen die rund 300.000 Kälterezeptoren der Haut Alarm. Was für uns gefühlt noch ganz erträglich erscheint, versetzt der Haut einen regelrechten Schock und sie reagiert mit ziemlich drastischen Konsequenzen: Aufgrund der Kälte verengen sich die Blutgefäße, um so die Wärme im Inneren des Körpers zu halten.
Dadurch wird jedoch die Blutzufuhr gedrosselt und die Haut mit weniger Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Diese geringe Stoffwechselaktivität verursacht nicht nur eine Schwächung der Hautschutzbarriere, sie lässt unsere Haut auch blass und fahl aussehen. On top stellen die Talgdrüsen ihre Produktion ein, was bedeutet, dass sie nur noch sehr wenige bis gar keine Lipide mehr produzieren und somit der schützende Fettfilm der Haut geschädigt wird.
Ohne diesen Film kann Feuchtigkeit jedoch schneller entweichen und Schadstoffe können leichter eindringen. Die Folge: Die Haut reagiert mit Rötungen, Schuppungen, trockenen Stellen und Juckreiz. „Deshalb gilt es jetzt die Hautbarriere zu stärken, schützen und aufzubauen“ erklärt Dr. Anette Zimpfer-Keese, Dermatologin und Allergologin aus Mannheim.
Im Winter brauchen exponierte Hautstellen zusätzlich Fett und Feuchtigkeit, also dürfen die Produkte nun reichhaltiger in ihren Formulierungen sein. Reichhaltig bedeutet jedoch nicht automatisch fettig, sondern eine ausgewogene Mischung aus hydratisierenden, beruhigenden und stärkenden Inhaltsstoffen.
Sehr oft besitzen diese Produkte sogenannte okklusive Eigenschaften. Auch wenn okklusiv „verschließend“ heißt, ein völliges Abdichten der Hautoberfläche ist damit natürlich nicht gemeint. Vielmehr sorgen okklusive Produkte dafür, dass der sogenannte transepidermale Wasserverlust, auch TEWL, reduziert wird.
Wichtig: Die Hautpflegeroutine sollte nicht von jetzt auf gleich komplett umgestellt werden, denn das würde die Haut stressen, sie könnte mit Irritationen oder Unreinheiten reagieren. Besser ist es, die Produkte langsam anzupassen. Das bedeutet, man greift zunächst nur zu einer reichhaltigeren Nachtpflege und wenn sich die Haut daran gewöhnt hat, passt auch die Tagespflege dahingehend an.
Allen voran kommen nun hochwertige Pflanzenöle zum Einsatz – in reinen Pflegeölen oder als Wirkstoff in Cremes – die die Haut nicht nur pflegen und schützen, sondern auch mit wichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgen. Besonders zu empfehlen wären Arganöl, Nachtkerzenöl, Mandelöl oder Sheabutter.
Für ausreichend Feuchtigkeit sorgen Hyaluronsäure, Glycerin oder Squalan. „Vor allem Squalan bewahrt vor Feuchtigkeitsverlust, da es mit 15 Prozent ein natürlicher Hautbestandteil ist“, verrät die Ärztin. In Pflegeprodukten wird Squalan übrigens aus den Rückständen des Olivenölpressens verwendet.
Hautberuhigend wirken die Powerstoffe Panthenol, Ectoin oder Vitamin E. Und eine der Hauptaufgaben der Winterpflege ist die hauteigene Schutzbarriere zu stärken, das gelingt am besten mit Niacinamid, Fettsäuren und Ceramiden.
Nicht nur Creme & Co., auch die richtigen Nahrungsmittel lassen die Haut gesund überwintern. Laut Dr. Zimpfer-Keese sollte man jetzt vermehrt auf ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralien setzen. So füllt Omega-3-Säure die hauteigenen Lipidvorräte wieder auf (beispielsweise in Leinöl), Biotin in Haferflocken oder Bananen optimiert die Hautfeuchtigkeit, Zink in Sonnenblumenkernen oder Linsen hilft gegen Trockenheit.
Schwarze Johannisbeeren, Brokkoli oder Zitrusfrüchte sind wiederum ein idealer Vitamin C-Lieferant, das wirksamste Hautschutzvitamin, das es gibt! „Zusätzlich sollte man ausreichend trinken, hier rate ich zu zwei Litern Flüssigkeit, Wasser oder auch grüner Tee sind ideal“, so die Hautärztin.