30. Oktober 2024

Sophie Rodewyk

Brustkrebs vorbeugen – können Ernährung und gesunder Lebensstil präventiv wirken? 

Welchen Einfluss hat der Lebensstil auf das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken? Und werden Brustkrebspatientinnen tatsächlich immer jünger? Ein Interview mit dem Hamburger Gynäkologen Prof. Dr. Eckhard Goepel

Frau hält Plakat mit gezeichneten Brüsten vor sich

@ Klaus Nielsen

„Alkohol kann den Östrogenspiegel im Blut erhöhen, was möglicherweise das Wachstum von Brustkrebszellen beschleunigt,“ so Professor Goepel

Prof. Dr. Eckhard Goepel liegt der Beruf des Frauenarztes praktisch in den Genen. Schon sein Vater und Großvater waren erfolgreiche Gynäkologen. Die heutigen Beinschalen auf fast jedem gynäkologischen Untersuchungsstuhl sind tatsächlich eine Erfindung seines Großvaters.

 

Gemeinsam mit einem langjährigen Freund und Kollegen gründete er 1996 das Mammazentrum Hamburg — heute das größte Brustzentrum Deutschlands. Neben seiner fachlichen Tätigkeit setzt er sich als Stiftungsvorstand der Stiftung Mammazentrum Hamburg maßgeblich für therapiebegleitende Programme von Brustkrebspatientinnen ein, die über das Leistungsspektrum der Krankenkassen hinausgehen.

 

Aufgrund einiger prominenter Fälle jüngerer Frauen, die öffentlich zu ihrer Erkrankung an Brustkrebs Stellung genommen haben, hält sich die Annahme, dass Frauen immer früher Brustkrebs bekommen. Wie ist hier Ihre Einschätzung basierend auf Ihrer langjährigen Erfahrung?

Wenn junge Frauen an Brustkrebs erkranken, ist dies natürlich immer eine dramatische Situation, da in diesem Alter der Kinderwunsch vielleicht noch gar nicht diskutiert wurde oder nicht abgeschlossen ist. Die Häufigkeit der in jungen Jahren erkrankten Frauen hat in den letzten Jahren aber nicht zugenommen.

Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr entstehen nur 1 % der Brustkrebsfälle.In Deutschland erkranken ca. 70.000 Frauen pro Jahr an Brustkrebs, d.h. jede 8. Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Ein Drittel dieser Patientinnen sind unter 55 Jahre alt.

 

Verschiedene Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen hormonellen Verhütungsmitteln und der Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, hin. Inwieweit sollte die familiäre Historie von Brustkrebs oder auch das genetisch bedingte Risiko bei der Wahl von Verhütungsmitteln in Betracht gezogen werden?

Die Daten, ob das hormonelle Verhütungsmittel die Pille, das Brustkrebsrisiko erhöht, werden sehr unterschiedlich diskutiert. Möglicherweise gibt es ein ganz geringes Risiko. Auf der anderen Seite reduziert die Pilleneinnahme aber das Risiko, an Gebärmutterkrebs oder Krebs der Eierstöcke zu erkranken. Auch wenn eine genetische Vorbelastung vorliegt, besteht kein Grund, die Pille nicht einzunehmen.

 

Als Vorstand der Stiftung Mammazentrum Hamburg setzen Sie sich unter anderem dafür ein, Patientinnen therapiebegleitende Maßnahmen zu finanzieren, die durch die gesetzlichen Krankenkassen meist nicht abgedeckt sind. Gleichzeitig leisten Sie Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein zu der Erkrankung Brustkrebs zu verbessern. Was für eine Rolle spielen z.B. die Gesundheits- und Ernährungsworkshops, die zum Programm der Stiftung gehören? Halten Sie es für sinnvoll, solche oder ähnliche Workshops in Zukunft jungen Frauen auch präventiv anzubieten?

Für alle Frauen, egal ob krank oder gesund, ist es sinnvoll, sich über Präventionsmaßnahmen zu informieren, wobei hier vor allem die Ernährung und der Sport eine zentrale Rolle spielen.

 

Wieviel Einfluss kann der Lebensstil auf das Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken?

Beim Thema Lebensstil gibt es viele, wissenschaftlich mehrfach belegte Risikofaktoren. Diese sind den meisten Menschen auch bekannt, weil sie nicht nur das Krebsrisiko erhöhen, sondern auch Ursache für viele andere Krankheiten sind. Zu diesen Risikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkohol, wobei Alkohol im Zusammenhang mit Brustkrebs eine besondere Rolle spielt. Alkohol kann den Östrogenspiegel im Blut erhöhen, was möglicherweise das Wachstum von Brustkrebszellen beschleunigt.

 

Gibt es Ihrer Meinung nach bestimmte Dinge, die Frauen tun können, um das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, zu minimieren?

Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist in jedem Fall zu empfehlen. Ist eine Frau an Brustkrebs erkrankt, sollte sie sich natürlich ebenfalls entsprechend gesund ernähren.

 

Eine spezielle „Krebs-Diät“ gibt es jedoch nicht und halte ich auch nicht für sinnvoll. Tatsächlich konnte aber in verschiedenen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden, dass regelmäßige Bewegung das Rückfallrisiko signifikant senkt.

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