22. März 2023

Marianne von Waldenfels

Artig – Hotels & Kunst

10 Hotels, die Kunst zeigen oder Künstler:innen inspirierten

© Sim Canetty / Clarke

Pablo Picasso, Louise Bourgeois und Man Ray

The Fife Arms, Schottland

© The Fife Arms

1836 wurde das imposante Hotel in Braeme, unweit von Balmoral Castle, eröffnet. Nach glamourösen Anfängen fristete es jahrzehntelang ein eher tristes Dasein. Bis der Galerist Iwan Wirth sich in das Haus verliebte, es gemeinsam mit seiner Frau Manuela erwarb und völlig umgestaltete. Nach einer Kernsanierung schufen die Miteigentümer der berühmten Galerie Hauser & Wirth einen einmaligen Mix aus zeitgenössischer Kunst, Country Style und viktorianischem Prunk. Als Gast kommt man aus dem Staunen kaum heraus: Etwa 16.000 Objekte verteilen sich zwischen unzähligen Geweihen über das gesamte Anwesen, mit Werken von Pablo Picasso über Louise Bourgeois und Man Ray bis Martin Creed. Ein besonderer Blickfang ist die Decke im Drawing Room, die der chinesische Künstler Zhang Enli gestaltete. fivearms.com

Kranich Museum & Hotel, Mecklenburg-Vorpommern

© Philipp Obkircher

Die Begeisterung für Kraniche brachte die Historikerin Bettina Klein nach Nordvorpommern. Dass sie einen alten Gutshof östlich des Saaler Bodden kaufen, vor dem Verfall retten und mit viel Mut und Tatkraft in ein Museum und Hotel verwandeln würde, war eigentlich nicht geplant. Zur Seite stand und steht ihr der New Yorker Architekt und Installationskünstler Alex Schweder. Er gestaltet die Räume des Gut Hessenburg. Teil seines Konzepts ist, das Unperfekte und Unvollendete sichtbar zu machen. So sind einige Mauern und Wände in den Hotelzimmern unverputzt, an ein paar Stellen blättert die Farbe ab: ein spannender Kontrast zu den modernen Betten und schönen, alten Kirschholzmöbeln. Das Museum im ersten Stock zeigt zeitgenössische Kunst zum Thema Kraniche, unter anderem Videoinstallationen von Emma Waltraud Howes. kranichhotel.de

Chelsea Hotel, New York

© Chelsea Hotel

Sehr viele Zimmer in diesem Backsteinhaus sind weltberühmt: Madonna wohnte während ihrer ersten Monate in New York in Nummer 822, in Nummer 100 erstach Sid Vicious angeblich Nancy Spungen, in Nummer 205 trank sich Dylan Thomas zu Tode. Leonard Cohen traf hier auf Janis Joplin und sang später: „I remember you well in the Chelsea Hotel.“ Jahrzehntelang war das Haus Zufluchtsort für Künstler und Kreative: Arthur Miller tröstete sich hier nach seiner Trennung von Marilyn Monroe und Bob Dylan schrieb in Zimmer 211 seinen Song „Sad-Eyed Lady of the Lowlands“. Doch 2011 musste das Haus wegen Renovierungsarbeiten schließen, es war völlig heruntergekommen. 10 Jahre dauerte es, bis sich seine Pforten wieder für Gäste öffneten. Heute werden allerdings leider nicht mehr wie einst bei Manager Stanley Bard Zimmer per Handschlag vergeben werden und Preise nach Laune und Sympathie festgesetzt. hotelchelsea.com

Jean Cocteau und Keramik

Hotel de Russie, Rom

© Hotel de Russie

In einem Brief an seine Mutter beschrieb der französische Schriftsteller und Künstler Jean Cocteau das Haus in der Nähe der Piazza del Popolo als „Paradies auf Erden“ – er könne vom Fenster seines Innenhofs aus Orangen pflücken, während er mit seinem Nachbarn plaudere. Dieser – kein Geringerer als Pablo Picasso – hatte sich im Jahr 1917 für drei Monate hier eingemietet, um dem Grauen des Ersten Weltkriegs in Frankreich zu entkommen. Gemeinsam mit Cocteau und Eric Satie kreierte er in dieser Zeit das Ballett Parade und brachte es auf die Bühne des Pariser Théâtre du Châtelet. Picasso hatte das kubistische Bühnenbild und die Kostüme entworfen. Das Projekt sorgte für einen handfesten Skandal – ein Grund dafür war wohl, dass das im Zirkusmilieu angesiedelte Ballett die politische Ausnahmesituation so gar nicht reflektierte. Heute kann man in Picassos Zimmer im Hotel de Russie übernachten. Olga Polizzi hat die Suite luxuriös gestaltet, an den Wänden hängen Drucke des Künstlers. roccofortehotels.com

Gmundner Lodge, Namibia

© Gmundner Lodge

Österreichische Keramikkunst in der afrikanischen Wildnis. Seit über 500 Jahren gilt Gmundner Keramik als Synonym für feinste österreichische Tischkultur. Eigentümer Markus Friesacher hat jetzt die Gmundner Lodge südöstlich von Windhoek eröffnet und dort sein Prinzip „Zurück zur Natur“ verwirklicht. Die Lodge, ein Refugium auf über 6000 Hektar, das eine einzigartige Mischung aus Abenteuer und Entspannung bietet, ist selbstversorgend und solarbetrieben. Für den Bau wurden nur nachhaltige und lokale Materialien benutzt. Als Hommage an Namibia ließ Friesacher die „Afrika Edition“ als Keramiklinie entwerfen. Jedes Stück ist in Erdtönen von Hand bemalt, der klassische Hirsch ist einem Kudu gewichen. Wie man hier übernachtet? Himmlisch. In zwölf luxuriösen Gästesuiten mit Mahagonimöbeln, begehbaren Kleiderschränken, Ledersesseln und frei stehenden Badewannen auf den Außenterrassen. gmundner.africa

La Mamounia, Marrakesch

© La Mamounia

„This is a wonderful place, and the hotel one of the best I have ever used“, schwärmte Winston Churchill, als er im Winter 1935 das Haus zum ersten Mal besuchte, um ganz in Ruhe seinem Hobby nachzugehen: dem Malen. Das Licht und die Menschen in Marrakesch faszinierten ihn – und ganz besonders die Sonnenuntergänge über dem Atlasgebirge. Mehrere seiner Gemälde, die er im La Mamounia schuf, hängen in England, in Churchills ehemaligem Studio in Chartwell, das man auch besuchen kann. Der prachtvolle Hotelpalast mit seinem weitläufigen Garten wurde mittlerweile aufwendig restauriert und erstrahlt in frischem Glanz. An die zahlreichen Besuche des Briten in Marokko erinnern heute noch die Winston Churchill Suite, in der er einst übernachtete, mit zwei Schlafzimmern und Blick auf den Garten sowie die Bar „Le Churchill“. mamounia.com

Picasso, Alexander Calder und Fernand Léger

Domaine des Etangs, Charente Limousine

© Domaine des Etangs

Ein Paradies für Kunstliebhaber:innen im ländlichen Südwest-Frankreich. Das Herzstück des 1000 Hektar großen Anwesens mit idyllischen Wäldern und Seen ist ein märchenhaftes Schloss aus dem 11. Jahrhundert, für das Interior zeichnet Isabelle Stanislas verantwortlich: Beleuchtung vom Konzeptkünstler Yann Kersalé, Möbel von Hermès, zahlreiche zeitgenössische Kunstwerke von Matisse bis Picasso verteilen sich über das gesamte Anwesen. Für Gäste wird gerne eine kunsthistorische Führung durch das Schloss und die Sammlung organisiert. Auch angehende Künstler:innen fühlen sich hier wohl – in der Domaine stehen Mal-, Zeichen- und Kalligraphiekurse auf dem Programm. Alternativ geht man in einem der Pools baden, lässt sich im Spa massieren, spielt Tennis oder unternimmt eine Ruderpartie. domainedesetangs.com

Chateau Royal, Berlin

© Felix Brüggemann

Ein echtes Gesamtkunstwerk von den Machern des Grill Royal in einer Seitenstraße des Boulevards Unter den Linden: Zwei denkmalgeschützte Altbauten aus den Jahren 1880 und 1907 wurden mit einem von David Chipperfield entworfenen Neubau und Dachaufbau verschmolzen. Vor dem Hotel wird man von einem bronzenen Geist von Alicja Kwade begrüßt. Jedes der 93 Zimmer hat eine andere Künstlerin oder ein anderer Künstler gestaltet, von Julius von Bismarck über Anne Imhof bis Rosemarie Trockel, kuratiert von Kirsten Landwehr, Ehefrau von Grill-Royal-Mitgründer Stephan Landwehr, und Krist Gruijthuijsen, dem Leiter des KW Institute for Contemporary Art. Einen Besuch wert ist auch das Hotelrestaurant: das neue dóttir unter der Leitung von Victoria Eliasdottir, der Schwester von Ólafur Elíasson. chateauroyalberlin.com

Jean-Michel Basquiat und Keith Haring

Casa Malca, Mexiko

© Casa Malca

Kunst von Jean-Michel Basquiat und eine Bar im Keith-Haring-Look vor der malerischen Kulisse Tulums. Der Galerist Lio Malca hat die ehemalige Villa von Pablo Escobar direkt am wundervollen Sandstrand der Riviera Maya in ein außergewöhnliches Boutiquehotel verwandelt. Im Jahr 2014 eröffnete er seine Casa Malca mit nur acht Zimmern, heute verfügt der luxuriöse Rückzugsort über 71 Suiten, zwei Restaurants und den ziemlich angesagten Beachclub „Hat of a Mad Man“, dessen Name von Basquiat inspiriert ist. Auch ein Teil der Sammlung des gebürtigen Kolumbianers Malca, der in New York lebt, ist dort ausgestellt, zum Beispiel eine Skulptur des amerikanischen Pop-Art-Künstlers KAWS in der Lobby. casamalca.com

Joali Maldives, Malediven

© Joali Maldives

Kunst und Natur im Einklang. Auf der gesamten Insel im nördlichen Raa-Atoll sind einzigartige Installationen und Kreationen verteilt, die sich mithilfe einer interaktiven Karte entdecken lassen. Jedes Werk wurde im Hinblick auf Nachhaltigkeit ausgewählt. Wichtig war den Kuratoren des Studios No LaB dabei, dass Kunst nicht nur gesehen, sondern auch erlebt werden kann. Wie zum Beispiel im Unterwasser-Skulpturengarten von Mischa Kahn oder in der Schaukel in Form eines Vogelkopfes von Porky Hefer. Wer selbst künstlerisch tätig werden will: Im Art Studio des Joali finden Mal-, Zeichen- und Skulpturenkurse statt. Erholen kann man sich ebenfalls prächtig – die 73 Wasser- und Strandvillen sind im Mid-Century-Design eingerichtet, in fünf Restaurants wird man köstlich verpflegt. joali.com

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