3. März 2025
Judith Cyriax
Auf dem IMCAS Congress werden jedes Jahr die weltweit neuesten Trends und Entwicklungen präsentiert. Wir erklären die 7 wirksamsten: Von Exosomentherapie bis zu Collagen Banking
@ Adobe Stock
Jedes Jahr trifft sich in Paris die Crème de la Crème der ästhetischen Medizin. Drei Tage lang dreht sich beim IMCAS World Congress, der weltweit größten Tagung für Plastische Chirurgie und Dermatologie, alles um den Status Quo – aber auch die Entwicklung im Bereich Ästhetik und Anti-Aging.
Neben praktischen Workshops und Live-Demonstrationen sowie Experten-Vorträgen über neue Trends und die Fortschritte etablierter Treatments, stehen auch die Technologien und Behandlungen im Bereichen der minimalinvasiven Chirurgie sowie der energiebasierten Geräte im Fokus des wissenschaftlichen Programms.
Der Kongress bietet also eine exklusive Plattform für den Wissensaustausch in der Dermatologie und plastischen Chirurgie sowie ästhetischer Behandlungsmethoden.
PD Dr. Anne Gürtler, Fachärztin für Dermatologie bei LVATE in München, war vor Ort und sprach mit PREMIUM QUARTERLY über die spannendsten Trends und Entwicklungen.
Exosomen sind körpereigene Botenstoffe, die der Zellkommunikation dienen. Sie transportieren beispielsweise bioaktive Moleküle wie Proteine, Lipide oder Nukleinsäure, die Speicher genetischer Informationen, die für die Koordination von zellulären Prozessen und die Regulation von physiologischen Funktionen im Körper wichtig sind.
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Auch in der Haut übernehmen Exosomen wichtige Aufgaben, vor allem wenn es um die Aufrechterhaltung der Hautgesundheit sowie -funktion geht. So sollen Exosomen die Hautregeneration fördern, die Kollagen- und Elastin Produktion stimulieren und entzündungshemmende Wirkungen entfalten.
Erste präklinische Studien deuten darauf hin, dass Exosomen positive Effekte auf die Geweberegeneration haben könnten. Dr. Anne Gürtler gibt jedoch zu bedenken, dass die Forschung noch am Anfang steht und die klinische Evidenz derzeit äußerst begrenzt ist.
„Hochwertige, randomisierte, kontrollierte Studien an Menschen fehlen weitgehend, und viele der bisher veröffentlichten Arbeiten basieren auf kleinen Stichproben oder Tiermodellen. Ohne belastbare wissenschaftliche Daten bleibt unklar, wie wirksam und sicher Exosomen tatsächlich sind, insbesondere im Vergleich zu etablierten Methoden wie Biostimulatoren oder Skinboostern“.
Laut Dr. Gürtler bleibt es also fraglich, ob Exosomen eine echte Innovation oder nur ein kurzeitiger Trend sind.
@ Lvate
Ganz anders sieht es mit Polynukleotiden (PNs) aus, die momentan als „Lachs-Sperma-Treatment“ vor allem in den sozialen Medien für Furore sorgen. „Im Gegensatz zu den Exosomen sind Polynukleotide in Europa als medizinisches Produkt zugelassen und klinisch gut untersucht, während von Exosomen wenige kontrollierte Humanstudien existieren“, weiß die Ärztin.
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Doch was ist nun die Besonderheit dieser Hautversteher? PNs sind Makromoleküle, die aus vielen miteinander verknüpften Nukleotiden bestehen, der chemischen Sammelbezeichnung für DNA und RNA. In der ästhetischen Medizin werden sie vor allem aus Fischsperma gewonnen, da dieses eine hohe biologische Verträglichkeit besitzt, was wiederum allergische Reaktionen minimiert und es kaum zu Abstoßungsreaktionen kommt.
Dr. Gürtler: „PNs werden für ihre besonders hautregenerierenden Eigenschaften genutzt, sie binden Feuchtigkeit, können die Kollagensynthese stimulieren und helfen, Entzündungen zu reduzieren“. Zusätzlich wirken sie antioxidativ, schützen die Haut und vor allem die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen und oxidativem Stress.
Ein weiterer wichtiger Trend ist die Optimierung eines frischen, gesunden und jugendlichen Teints. Genauer gesagt eine Verbesserung der Hautstruktur, -qualität und -hydratation von innen heraus. Lange galten hier Filler als bevorzugte Methode, mittlerweile rücken jedoch zunehmend sogenannte Skinbooster und Biostimulatoren in den Fokus.
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Diese helfen, Zeichen der Hautalterung zu bremsen, indem sie beispielsweise der Haut das verlorene Hyaluron, Kollagen und Elastin zurückgeben. Hierbei können verschiedene Inhaltsstoffe eingesetzt werden.
„Skinbooster bestehen meist aus schwach vernetzter oder unvernetzter Hyaluronsäure und sie werden injiziert, um Feuchtigkeit zu binden, die Elastizität zu verbessern und die Hautstruktur zu revitalisieren“, erklärt die Dermatologin.
Anders als klassische Filler dienen sie nicht dem Volumenaufbau, sondern fördern gezielt die Hautqualität, indem sie die Kollagenproduktion fördern und die Haut durchfeuchten. Biostimulatoren wie Poly-L-Milchsäure wiederum verbessern langfristig die Hautstruktur und die Festigkeit des Gewebes.
„Besonders in der Behandlung von erschlafftem Gewebe im Mittelgesicht sind Biostimulatoren eine beliebte Wahl, da sie die körpereigenen Regenerationsprozesse aktivieren und das Hautbild nachhaltig verbessern“.
Natürlich bleiben Filler weiterhin ein fester Bestandteil in der ästhetischen Medizin, gerade wenn es um Lippenunterspritzungen, das Beheben tiefer Falten oder um die Konturierung der sogenannten Jawline geht. Worauf bei Fillerbehandlungen jetzt aber ganz genau geachtet wird: übermäßiges Volumen ist nicht mehr gewünscht, vielmehr steht die Harmonisierung des Gesichtes im Vordergrund.
Dr. Gürtler: „Der diesjährige IMCAS-Kongress in Paris unterstrich diesen Wandel deutlich. Es gab zum Beispiel eine Live-Session zu Lippen, wo betont wurde, dass Lippen nur natürlich wirken, solange sie ihre natürliche Fältelung behalten. Wenn zu viel Volumen injiziert wird, verschwinden diese oft und das Ergebnis wirkt sofort unnatürlich“.
@ Anna Shvets
Unter dem Begriff Collagen Banking verbirgt sich eine effektive Anti-Aging-Methode, bei der frühzeitig damit begonnen wird, in der eigenen Haut natürliches Kollagen anzulegen und das vorhandene Kollagen zu stärken. Das ist deshalb so wichtig, da leider schon ab dem 25. Lebensjahr die Kollagenproduktion kontinuierlich abnimmt.
Doch wofür braucht man es eigentlich? Kollagen ist Hauptbestandteil des Bindegewebes, das in allen Bereichen des Körpers vorkommt und zahlreiche Funktionen erfüllt, wie zum Beispiel für Elastizität und Festigkeit der Haut zu sorgen. Neben Nahrungsergänzungsmitteln und Hautpflegeprodukten, die dank innovativer Wirkstoffe die eigene Kollagenproduktion positiv beeinflussen können, gibt es auch beim Facharzt wirksame Treatments.
Hören Sie hier: Podcast mit Dr. Lukas Kohler über Kollagen für eine straffe Haut
Besonders effektiv wirkt hier die Thermage-Behandlung: Mit Radiofrequenzwellen werden die Hautschichten sanft erwärmt, wodurch sich nicht nur die erhitzten Kollagenfasern zusammenziehen, es wird auch eine Neuproduktion von Kollagen angeregt. Die Folge? Ein straffes, faltenreduziertes Hautbild, das für rund zwei Jahre anhält.
Immer öfter werden in der Dermatologie modernste Hautanalysegeräte zur Diagnostik eingesetzt. „Je nach Gerät liefern sie präzise Informationen über Feuchtigkeitsgehalt, Porengröße, Pigmentierung, Faltenbildung, Gefäßstrukturen und Hauttextur, was eine individuell angepasste Behandlung und Pflegeempfehlung erlaubt“, erklärt Dr. Gürtler.
Bei LVATE kommt beispielsweise das etablierte System der OBSERV-Hautanalyse zum Einsatz. Die Besonderheit dieses Gerätes liegt darin, dass es mit verschiedenen Lichtmodi wie Tageslicht, kreuzpolarisiertem und parallelpolarisiertem Licht sowie UV-Licht arbeitet, um sichtbare und vor allem unsichtbare Hautveränderungen zu erkennen.
„So lassen sich frühzeitige Zeichen der Hautalterung, UV-Schäden oder entzündliche Prozesse erkennen, die mit bloßem Auge oft nicht sichtbar sind“. Diese objektive, reproduzierbare Diagnostik ermöglicht nicht nur Ärzten und Kosmetikern eine genauere Einschätzung, auch der Patient profitiert von dem transparenten Dokument seines Hautzustandes.
„Dies erleichtert die Auswahl der optimalen Behandlungen – sei es für präventive Maßnahmen, personalisierte Hautpflege oder gezielte ästhetische Eingriffe.“
Die Lasertechnologie hat sich in den letzten Jahren als eine der effektivsten und vielseitigsten Methoden in der ästhetischen Dermatologie etabliert und auch auf den diesjährigen IMCAS war sie eines der Haupt-Topics. Dr. Gürtler: „Laser ermöglichen präzise, minimalinvasive Treatments, die vor allem für die Behandlung spezifischer Hautprobleme eingesetzt werden können. Besonders in den Bereichen der Gefäßbehandlung, Pigmentkorrektur und Hautstrukturverbesserung“.
Aber auch als Wirkstoff-Booster eignen sich Laser besonders gut. Durch die Laserbehandlung entstehen an der Hautoberfläche winzige Verletzungen, wodurch danach eingeschleuste Wirkstoffe noch besser in die Haut eindringen und effektiver arbeiten können. Generell liegt der Fokus für effektive Anti-Aging-Behandlungen immer stärker auf der Kombination einzelner Verfahren, je nachdem welche Ausgangssituation vorliegt und welches Ergebnis gewünscht wird.
Besonders effektiv wirken hier beispielsweise die Paarungen aus Mikroneedling und Radiofrequenz, Mikroneedling mit Eigenbluttherapie oder eine Botox-Behandlung, die mit Skinboostern kombiniert wird.