29. August 2024

Jana Ackermann

Was sind die Vorteile von ayurvedischem Fasten?

In vielen Kulturen wird gefastet, um den Körper von innen zu reinigen und die Verdauungsorgane zu entlasten. Ayurvedisches Fasten ist dabei die sanfteste Methode

Schüssel mit Gemüsesuppe

@ Cup of Couple

Lunch-Tipp beim ayurvedischen Fasten: eine leichte Gemüsesuppe

Saftkuren, Basenfasten, Zuckerfasten… Fasten liegt im Trend und ist auch gut erforscht: Im Jahr 2016 wurde der Medizin-Nobelpreis an den japanischen Wissenschaftler Yoshinori Ohsumi verliehen, der bahnbrechende Forschungen zur Autophagie, der „Selbstverdauung“ der Zellen für ein langes Leben, durchgeführt hat. Eine Autophagie wird besonders dann in Gang gesetzt, wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt, wie beispielsweise beim Fasten. 

 

Fasten nach Ayurveda

 

Besonders sanft ist das Fasten nach Ayurveda. Es basiert auf der jahrtausendealten, aus Indien stammenden Heilmethode für geistiges und körperliches Wohlbefinden. Ayurveda bedeutet “Wissenschaft des Lebens” und zielt auf eine ganzheitliche Harmonie von Körper, Geist und Seele ab.

 

Beim ayurvedischen Fasten geht es darum, durch bewussten Verzicht auf Nahrung oder bestimmte Lebensmittel, angesammelte Giftstoffe auszuscheiden und den Körper zu reinigen. Dabei wird auf die individuelle Konstitution der Doshas (Lebenskräfte) geachtet, um die Balance von Vata (Luft, Kälte, Nervosität), Pitta (Feuer, Ärger, Hitze) und Kapha (Erde, Schwere, Stabilität) zu fördern. Ziel ist es, die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern.

 

“Im Ayurveda betrachten wir jeden Menschen individuell und ganzheitlich”, erklärt Dr. Annette Müller-Leisgang, Gründerin des Ayurveda Institut München. “Je nach Stoffwechsellage und individueller Konstitution empfehlen sich unterschiedliche Fasten-Intervalle von einem Tag bis hin zu mehreren Tagen“. Grundsätzlich spricht sich Ayurveda jedoch für 14:10 oder 16:8 Intervallfasten aus sowie für einen Fastentag pro Monat, unabhängig von der eigenen Konstitution.

 

Einmal im Monat fasten

 

Beim ayurvedischen Fastentag geht es nicht darum, dem Körper feste Nahrung zu verwehren, sondern vielmehr, den Verdauungsorganen mit leicht verdaulicher Kost und einer insgesamt reduzierten Nahrungsaufnahme einen sogenannten Ruhetag zu gönnen.

 

Dabei können Stoffwechselschlacken ausgeschieden werden, die sich vor allem durch verarbeitete Lebensmittel, Zucker, Alkohol und Umweltgifte, aber auch durch Stress oder mangelnde Bewegung im Körper ansammeln.

Ayurvedisches Fasten: Der Ablauf

 

Ein typischer ayurvedischer Fastentag sieht vor, mit einem Kräutertee in den Tag zu starten und mittags eine Gemüsesuppe oder ein leicht verdauliches Mung-Dal mit sautiertem Bio-Gemüse zu essen. Wichtig ist, gut zu kauen, um die Verdauungsorgane zu unterstützen.

 

Am Abend wird der Körper mit einer Gemüsebrühe auf den Schlaf vorbereitet. Zu den No-Gos am Fastentag gehören Koffein, Zuckerhaltiges, Alkohol und Nikotin. Während des Fastens sollte man etwa zwei Liter abgekochtes, warmes Wasser oder Kräutertee trinken, um den Körper zu hydratisieren und die Ausscheidung von Abfallprodukten zu unterstützen.

 

Positive Effekte des Fastens

 

Ein Vorteil des ayurvedischen Fastens ist, dass es den weiblichen Zyklus nicht negativ beeinflusst. Andere Detox-Kuren wie Null-Kalorien-Fasten können auf die Hormonbalance einwirken und den Cortisolspiegel erhöhen, was zusätzlichen Stress für den weiblichen Körper bedeutet.

 

Der monatliche Fastentag nach Ayurveda ist für den Körper dagegen Regeneration. “Während des Fastentags werden alle Verdauungsorgane im Körper, wie der Magen, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und der Darm, entlastet”, weiß die Ayurveda-Expertin. Das unmittelbare Ergebnis ist ein Gefühl der Leichtigkeit – manche Menschen berichten außerdem von frischer Energie und einem klaren Geist.

 

 

“Wenn der Lebensstil über den Fastentag hinaus ebenfalls ausgewogen und gesund ist, bringt der regelmäßige Fastentag eine dauerhafte Leichtigkeit im Körper, sodass das Risiko von Gelenkproblemen, Blutdruckstörungen oder Diabetes gesenkt werden kann”, so Dr. Annette Müller-Leisgang weiter.

 

Gesund leben mit Ayurveda

 

Denn fast noch wichtiger als der Fastentag selbst sind die Tage zwischen dem Fasten: “Wie und was wir essen, kann unsere Gesundheit nachhaltig beeinflussen.” Grundsätzlich ist die ayurvedische Ernährung vegetarisch und besteht aus Getreide, Gemüse, frischem, reifem Obst, Kräutern, Milch, Ghee und pflanzlichen Ölen, die alle wichtigen Nährstoffe liefern.

 

 

“Das Überangebot an Nahrung in unserer modernen Welt führt grundsätzlich dazu, dass wir dazu neigen, zu viel zu essen. Ich empfehle, sich in allem etwas zu mäßigen”, so die Ärztin. Eine ausgewogene Ernährung, guter Schlaf, regelmäßige Bewegung sowie Yoga und Meditation sind die Grundpfeiler des Ayurveda, um Körper und Geist langfristig und nachhaltig gesund zu halten.

 

 

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