23. März 2024

Juliane Diesner

Ayurveda in Südtirol

Sieben Tage Ayurveda in den Dolomiten: Content Creatorin Juliane Diesner (@styleshiver) erzählt von ihrer Panchakarma-Kur im neu eröffneten Engel Ayurpura Hotel

@ Engel Ayurpura Hotel

Die Sonne steht tief, als ich mit dem Zug in Bozen ankomme und hüllt alles in ein goldenes Licht.  Sieben Tage Panchakarma in den Dolomiten. Ganz allein. Als ich meinen Koffer das lange Gleis Richtung Ausgang entlang rolle und ausschließlich von Familien und Paaren umgeben bin, die zum Ski-Urlaub aufbrechen, kommen mir sieben Tage plötzlich sehr lang vor. Ich bin natürlich auch vorher schon alleine für den Job verreist, aber dann war man am Ende doch irgendwie in einer Gruppe, von Leuten umgeben, oder hat Menschen getroffen, die man zumindest entfernt kannte.

 

Alle, oder zumindest die, die Panchakarma schon einmal gemacht haben, gaben mir den Ratschlag, es alleine zu machen. Für sich und gänzlich ohne Ablenkung. Also stehe ich nun hier mit drei dicken Büchern (man weiß ja nie) im Gepäck.

 

 

Was genau ist Panchakarma überhaupt? Panchakarma ist eine traditionelle ayurvedische Reinigungs- und Entgiftungstherapie, die darauf abzielt, Körper, Geist und Seele zu reinigen und das Gleichgewicht der Doshas (Vata, Pitta, Kapha) im Körper wiederherzustellen. Begleitet wird die Kur oft durch Anwendungen wie Entgiftungsmassagen und speziellem ayurvedischem Essen, um Toxine und Ablagerungen aus dem Körper auszuleiten.

 

Zudem soll der Alterungsprozess verlangsamt und neue Energie deutlich spürbar sein. Also im Prinzip alles, was man sich zum Beginn des neuen Jahres so wünscht.

Die Autofahrt zum Hotel dauert nur 30 Minuten. Mein erster Eindruck bei der Ankunft ist überwältigend. Das erst im November 2023 eröffnete Ayurpura ist in natura noch schöner als auf den Bildern. Meine Suite ist ein kleiner Traum mit eigener Badewanne, Sauna und Blick auf die verschneiten Berge.

 

Eine erste kleine Beruhigung macht sich in mir breit, auch wenn ich in den kommenden sieben Tage eventuell mit niemanden sprechen werde, wohl fühlen werde ich mich allemal. Nach einem kleinen Rundgang durch das Hotel (spotted: großer Meersalzwasser-Außenpool, Sauna, Infrarot-Liegen zum Entspannen) ist es langsam schon Zeit fürs Abendessen. Ich schlüpfe in eine bequeme weite Jeans, Kaschmirpulli und greife zu meinem Buch.

 

 

Der Essensraum ist ruhig, an der offenen Küche wird gekocht. Ein paar Leute unterhalten sich, aber die meisten sitzen alleine, so wie ich, vor einem Buch. Es wird ayurvedisch, meist vegetarisch gekocht. Am ersten Abend bekomme ich eine Suppe und eine Portion Spinat mit Tomaten. Das Essen ist toll gewürzt und lecker, ich habe jedoch noch Hunger. Zu Hause ernähre ich mich gesund, esse jedoch immer relativ große Portionen, meine Freunde machen manchmal Witze, wie viel ich zu mir nehmen kann.

 

Ich gehe also hungrig ins Bett und lese dann auf einem Infoblatt, für den Fall, sollte man noch hungrig sein, immer nachbestellen kann. Na super. Ich schlafe schlecht und unruhig in dieser Nacht, bevor um 7.30h am nächsten Morgen jemand an meiner Tür klopft, um mir meine Portion flüssiges Ghee zur Unterstützung der Reinigung zu bringen. Den ersten Morgen bekommt man meist nur das Ghee und eine basische Brühe und lässt das Frühstück ausfallen.

 

Den Vormittag gönne ich mir also Ruhe und treffe zum ersten Mal den Arzt des Ayurpura Dr. Mishra, einer der besten Pulsdiagnostiker Indiens. Er spricht nicht viel, fragt wie es mir geht und befühlt meinen Puls. Mein Vata ist zu hoch und muss ausgeglichen werden.

 

Ich sage ihm, dass ich gern etwas Protein bekommen würde und er schlägt mir Eier, Hühnersuppe und Fisch vor, damit ich nicht allzu viel Hunger habe. Ich bin erleichtert. Das Mittagessen ist üppig. Es gibt erneut eine Suppe, Reis und verschiedenes Gemüse in kleinen Schälchen. Ich esse alles restlos auf.

Ich bin ganz ehrlich. Die kleinen Portionen machen mir am Anfang wirklich zu schaffen, besonders am Abend, was ich nicht so gedacht hätte. Abends wird im Ayurpura weitestgehend auf Kohlenhydrate verzichtet, um die Verdauung nicht zu belasten. Da Kohlenhydrate ansonsten mein bester Freund sind, gehe ich die ersten Abende hungrig zu Bett.

 

Am zweiten Tag spüre ich, dass mein Körper wirklich etwas durchmacht. Ich fühle mich schlapp, habe Hunger und schlechte Laune. Da lerne ich eine Frau aus Amsterdam kennen, die drei Tage weiter ist und mir Mut macht. ‚Die ersten zwei Tage sind die härtesten, ich habe mich zum Teil richtig lost gefühlt, aber dann kommt man in seine Routine und es wird besser‘ sagt sie augenzwinkernd zu mir.

 

Wir treffen uns zum Lunch wieder und eine weitere Frau aus London stößt zu uns. Obwohl ich mir gesagt hatte, dass es für jemanden wie mich, die ungern alleine ist, die eine Woche eine gute Übung wäre, spüre ich, dass ich mich insgeheim freue, etwas anderem als ausschließlich meinem Buch und mir selbst Aufmerksamkeit widmen zu können.

Und mir geht es tatsächlich besser. Ich spüre plötzlich, dass ich am Abend schneller satt werde und das ständige Hungergefühl nachlässt. Ich finde Gefallen an meiner neuen Routine, nach dem Frühstück im Meersalzwasser-Pool bei Sonnenschein und mit Blick auf die Berge schwimmen zu gehen, meine Anwendungen zu genießen, von denen ich Shirodhara, den ayurvedischen Stirnölguss besonders mag.

 

Aber auch die Ganzkörpermassagen, sowie die Kopfmassagen, die man wirklich jeden Tag für mindestens zwei Stunden bekommt, sind ein Traum. Am vierten und fünften Tag ärgere ich mich, nicht zehn Tage gebucht zu haben. Ich kann jetzt alles wirklich auskosten. Mein Schlaf wird wieder besser, ich verspüre absolut kein großes Hungergefühl mehr und fühle mich leichter.

 

Zum Lunch und zum Abend treffe ich mich mit meinen neuen Bekanntschaften und wir erzählen uns gegenseitig, weshalb wir hier sind und wie wir uns fühlen und ich möchte nicht pathetisch klingen, aber erleben dabei eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl, das uns sehr verbindet. Ich weiß, ich wäre auch allein und mit meinen Büchern glücklich geworden, doch so ist es umso schöner.

Kurz vor der Abreise werde ich fast ein wenig wehmütig, fühle mich jedoch auch so gestärkt und refreshed, dass es sich in Ordnung anfühlt, diese kleine aber feine Panchakarma-Bubble zu verlassen.

 

Am letzten Morgen wache ich wie jeden Tag früh auf. Die Sonne ist gerade hinter den Bergen aufgegangen und ich ziehe die Terrassentür auf und stehe dort im Bademantel, mit meinem Lebertee in der Hand, atme tief ein und aus und ich fühle mich auf eine Art so entspannt, ausgeglichen und zufrieden wie schon lange nicht mehr.

 

Dr. Mishra bestätigt mir mein gutes Gefühl und erklärt mir nach einer erneuten Pulsdiagnose, dass all meine Doshas ausgeglichen seien. Ich bin nun also wirklich bereit, den Heimweg anzutreten und werde ganz bestimmt für lange Zeit von dieser einzigartigen Erfahrung zehren.

 

Für alle, die interessiert an Panchakarma sind, dem kann ich das Ayurpura nur wärmstens ans Herz legen. Von der Architektur, über die frische Bergluft der Dolomiten, bis hin zu den perfekt abgestimmten Treatments, hier kann wirklich jeder ein wenig zurück zu sich selbst finden und einmal den Reset-Button drücken.

 

Juliane Diesner (@styleshiver) hat ihr Unternehmen 2010 gegründet und inspiriert mit ihrem Content nicht nur Fashionfans, sondern auch reisebegeisterte Abenteurer:innen und Interieur-Interessierte.

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