11. August 2024

Jana Ackermann

Heilpflanze des Jahres 2024: Schwarzer Holunder 

Heimisches Superfood, reich an Vitamin C und anderen Antioxidantien: Diese heilenden Fähigkeiten besitzt Schwarzer Holunder

Holunderbeeren

@ Hans

In Holunderbeeren finden sich Anthocyane, die ihnen ihre tief violette Farbe verleihen und starke antioxidative Eigenschaften haben

Holunder gilt in der Naturheilkunde als die “Hausapotheke der Natur”. Die Holunderblüten sind vor allem für ihre gute Wirksamkeit bei Erkältungskrankheiten bekannt, die Beeren des Schwarzen Holunders können aber ebenso heilsame Kräfte entfalten. Um auf seine vielen Vorzüge hinzuweisen, wurde der Schwarze Holunder vom Naturheilverein Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2024 gekürt.

 

Holunder – Superfood seit Urzeiten

 

An den Schwarzen Holunder — er ist die bekannteste unserer heimischen Arten — knüpfen sich mehr Überlieferungen als an jede andere europäische Pflanze, von der Alraune einmal abgesehen. Er begleitet den Menschen schon seit Urzeiten: Bei Ausgrabungen von steinzeitlichen Wohnstätten, die vor 12.000 Jahren errichtet wurden, fand man bereits Überreste von Holundersamen und -zweigen.

 

Der Holunder galt als heiliger Baum, der Schutz vor Geistern bot und Böses fernhielt, weshalb man ihn oft in der Nähe von Häusern und Höfen pflanzte. Besonders in germanischen und keltischen Mythen wurde der Holunder als Wohnstätte von Göttern und Geistern angesehen, insbesondere der Göttin Holda oder Hulda, die als Schutzpatronin der Natur und des Hauses verehrt wurde.

 

Als alten Hausbaum findet man den Schwarzen Holunder quasi vor der Tür und in vielen Gärten. Er ist aber auch an Feldrändern, in Hecken und sonnendurchfluteten Waldstücken heimisch und kann eine Höhe von zehn Metern erreichen. Man erkennt ihn an den weißen bis blassgelben Blüten, die im späten Frühjahr blühen, sowie an den schwarzen Beeren, die im Frühherbst erntereif sind.

 

Heilkraft und Wirkstoffe des Schwarzen Holunders

 

Ob selbst gepflückt und verarbeitet oder als Saft gekauft – Holunderblüten und -beeren strotzen regelrecht vor gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. In den Beeren finden sich beispielsweise Anthocyane, die ihnen ihre tief violette Farbe verleihen und außerordentlich starke antioxidative Eigenschaften haben. Mit ihrem hohen Gehalt an Antioxidantien toppen sie sogar Aroniabeeren oder Blaubeeren.

 

Außerdem wirken die im Holunder enthaltenen Flavonoide positiv auf das Venensystem; Wechseljahrs- und Menstruationsbeschwerden können durch Phytoöstrogene gemildert werden. Auch Vitamine sind reichlich in den Beeren enthalten, darunter Vitamin A, die Gruppe der B-Vitamine, Vitamin E – und mit 37,1 mg Vitamin C pro 100 g zählen Holunderbeeren sogar zu den Spitzenreitern der Vitamin-C-Lieferanten.

 

Ergänzt wird die lange Liste der pflanzenmedizinisch wertvollen Inhaltsstoffe mit nennenswerten Mengen an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Eisen, Magnesium, Kalium, Calcium, Phosphor, Zink und Mangan.

Die Holunderblüten — man kann aus ihnen beispielsweise Teeaufgüsse, Sirup oder Essig herstellen — punkten neben Anthocyanen und Flavonoiden mit ätherischen Ölen sowie Schleim- und Gerbstoffen. Die schweißtreibende und fiebersenkende Wirkung der Blüten lindert die Symptome bei Erkältung und Grippe, während der angeregte Harntrieb den Körper beim Entgiften unterstützt.

 

So lässt sich auch die positive Wirkung bei arthritischen Beschwerden erklären.
Im Vordergrund seiner Heilkraft steht die vorbeugende Wirkung auf Erkältungen und grippalen Infekten. Zu den weiteren Hauptanwendungsgebieten des Schwarzen Holunders zählen Atemwegserkrankungen, Infektionskrankheiten, Harnwegsinfekte, Unterleibsschmerzen, Entzündungen aller Art, Allergien, Arthritis, Ödeme, Nervenerkrankungen und Verdauungsbeschwerden.

 

Inzwischen sind fast alle Indikatoren durch wissenschaftliche Studien bestätigt worden – und so bleibt der Schwarze Holunder eine wertvolle Heilpflanze, deren Bedeutung seit Jahrtausenden unverändert ist.

 

Verschiedene Anwendungsformen von Schwarzem Holunder

 

Um von der antiviralen und antibakteriellen Wirkkraft des Holunders bestmöglich zu profitieren, können die Blüten getrocknet oder gepresst und zu einem Tee zubereitet werden. Der sogenannte “Schwitztee” leitet sämtliche Erkältungsanzeichen aus dem Körper aus. Bei einer Erkältung wird empfohlen, dreimal täglich 150 ml sehr warmen Holunderblütentee zu trinken.

 

In der Küche lassen sich aus den herb-säuerlichen Holunderbeeren etwa Kompott, Sorbet oder Saft herstellen. Zu beachten gilt, dass die Beeren nicht roh verzehrt werden sollten, da sie den Giftstoff Sambunigrin enthalten, der im Körper zu Blausäure umgewandelt wird und zu Bauchschmerzen oder Durchfall führt. Durch Erhitzen auf Temperaturen von über 80 Grad zerfällt das Sambunigrin und verliert somit seine toxische Wirkung.

 

Für einen Holunderbeerensaft werden die Früchte mit wenig Wasser aufgekocht und zugedeckt 15 bis 20 Minuten geköchelt. Durch ein feines Sieb gießen und nochmals aufkochen, um Mikroorganismen zu minimieren. Je nach Geschmack mit Honig oder Ahornsirup süßen und heiß in saubere Glasflaschen füllen.

 

Wer es sich einfach machen möchte, kann aber auch auf die im Handel erhältlichen Kapseln zurückgreifen, wie zum Beispiel die der Marke Rubyni. Egal ob selbst gepflückt und zubereitet oder in kapselform konsumiert, die mehr als 50 gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe des Schwarzen Holunders sprechen dafür, sich dem heimischen Superfood noch einmal ganz neu zu widmen. Den Titel „Heilpflanze des Jahres 2024” hat er sich damit auf jeden Fall verdient

Mehr zum Thema