12. September 2024

Sophie Rodewyk

Orthorexie – wenn gesunde Ernährung zum Zwang wird

Orthorexie entwickelt sich oft schleichend und ist bislang nicht als offizielles Krankheitsbild anerkannt. Doch wer sich zu intensiv auf gesunde Ernährung fixiert, kann psychisch und körperlich darunter leiden

Green Juice

@ Alisha Mishra

Kann bei Betroffenen zum Hauptnahrungsmittel werden: der grüne Smoothie

Viele von uns beschäftigen sich heutzutage in großem Umfang mit dem Thema Ernährung. Über das, was wir an Nahrung konsumieren, wird versucht, die körperliche Leistung zu optimieren, die Gesundheit zu beeinflussen oder auch den Körper in eine gewünschte Form zu bekommen bzw. ihn in einer bestimmten Form zu halten.

 

Es ist vollkommen normal, dass verschiedene Menschen mit den unterschiedlichsten Diäten an einem Tisch zusammenkommen und sich darüber austauschen, warum sie dies oder jenes nicht essen können oder möchten.

 

Eine bewusste Ernährung wird im Allgemeinen befürwortet – und genau das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe, weshalb Orthorexie sich schleichend entwickeln kann und vom Umfeld einer betroffenen Person erst sehr spät wahrgenommen wird.

 

Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie gelten als die in der Gesellschaft bekanntesten Erkrankungen im Zusammenhang mit zwanghafter Ernährung. Anders verhält es sich mit der Orthorexie, die bislang nicht offiziell als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt wurde, bei der entsprechend auch noch keine expliziten Diagnosekriterien existieren. Was versteht man also unter Orthorexie, in Fachkreisen bekannt als Orthorexia nervosa?

Was ist Orthorexie?

 

Der Begriff steht für ein zwanghaftes Essverhalten, bei dem Betroffene so sehr darauf fixiert sind, sich gesund zu ernähren, dass sie glauben, dass bereits der einmalige Verzehr eines in ihren Augen ungesunden Lebensmittels sie krank machen kann.

 

Er setzt sich zusammen aus den Worten orthos (richtig) und orexis (Appetit). Der entscheidende Unterschied zur Anorexie und Bulimie liegt vor allem darin, dass hierbei nicht die Quantität sondern die Qualität des Essens im Vordergrund steht.

 

 

Was sind die Ursachen für eine Orthorexie?

 

In der Regel hat eine Orthorexie tieferliegende psychologische Ursachen. Häufig leiden Menschen unter Orthorexie, die Traumata, Konflikte im familiären Umfeld, Mobbing oder außergewöhnlich hohen Leistungsdruck erlebt haben. Dahinter steht in der Regel das große Bedürfnis nach Kontrolle, da vorangegangene Erlebnisse zu einem Gefühl von Kontrollverlust geführt haben.

 

 

Was sind die Symptome einer Orthorexie?

 

Eine Orthorexie zeichnet sich vor allem durch die zwanghafte, exzessive Auseinandersetzung mit und massive Reglementierung von Lebensmitteln aus. Die Fixierung auf ausschließlich für gesund erachtete Nahrungsmittel zeigt sich beispielsweise in der intensiven Beschäftigung mit Nährwerttabellen, dem stundenlangen Prüfen von Inhaltsstoffen und dem kontinuierlichen Ausschließen von immer weiteren Lebensmitteln oder auch ganzen Lebensmittelgruppen.

 

Für die als ausreichend gesund befundenen Lebensmittel wird zudem zusätzlich versucht, diese ausschließlich in der bestmöglichen Qualität zu verzehren, was dazu führen kann, das bestimmte Lebensmittel zum Beispiel nur noch aus ausgewählten Herkunftsländern gekauft werden.

Wie kann eine Orthorexie diagnostiziert werden?

 

Aufgrund der fehlenden Anerkennung als offizielles Krankheitsbild gibt es bislang keine offiziellen Diagnosekriterien, die eine Orthorexie bei Betroffenen eindeutig identifizieren können.

 

 

Was sind die Folgen einer Orthorexie?

 

In der Regel führt eine Orthorexie in erster Linie zu einer Mangelernährung und oftmals zu einem damit einhergehenden Gewichtsverlust. Viele Betroffene wenden sich auch wegen Schlafproblemen, Leistungsabfall und Antriebslosigkeit an ihre behandelnden Ärzt:innen. Ähnlich wie bei Anorexie und Bulimie spielt häufig auch die soziale Isolation eine große Rolle, da sich Betroffene abschotten oder durch den Versuch des ständigen Bekehrens ihres Umfelds Ablehnung erfahren.

 

Gibt es eine Behandlung für Orthorexie?

 

Da es sich um kein offizielles Krankheitsbild handelt, besteht in diesem Sinne auch keine klassische Therapieform für eine Orthorexie. Betroffene müssen ähnlich wie bei einer anerkannten Essstörung wieder ein normales Verhältnis zu Ernährung lernen. In Fällen mit einem starken einhergehenden Gewichtsverlust wird eine psychotherapeutische Behandlung empfohlen.

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