21. March 2023

Judith Cyriax

Hautpflege vor, während und nach dem Sport

Die wichtigsten Fragen und Antworten

© Trunk Archive

© Fernando Gomez/trunkarchive.com

Fakt ist, Sport hält fit und gesund. Wer sich mehrmals pro Woche sportlich betätigt, stärkt das Immunsystem, schützt sein Herz-Kreislauf-System, wirkt Übergewicht entgegen, fördert das psychische Wohlbefinden und kurbelt den Stoffwechsel an. Sport wirkt sich also positiv auf zahlreiche Körperprozesse aus. Doch wie sieht es mit dem größten Organ des Menschen aus? Kann auch die Haut von regelmäßigem Training profitieren? Klare Antwort der Hautexpert:innen: Sie kann. Und mit der passenden Pflegebegleitung bleibt sie nicht nur fit, sondern wird sogar noch etwas jünger.

Kann Sport die Hautalterung aufhalten?

 

Sport ist eine der wirksamstem Anti-Aging-Behandlungen, die es gibt. Wer körperlich fit ist, fühlt sich meistens jung und agil. Dieser positive Effekt von Sport auf den Alterungsprozess ist jedoch nicht nur ein persönliches Gefühl, sondern wissenschaftlich durch Studien belegt. Forscher:innen der Medizinischen Hochschule Hannover konnten nachweisen, dass körperliche Aktivität tatsächlich dazu führt, dass die Zellen langsamer altern. Ausschlaggebend dafür ist das Innere der Zellkerne. Hier sitzen die Chromosomen, die das Erbgut tragen, jedes davon sieht aus wie ein kleines X. Am Ende dieser vier Ärmchen sitzen die sogenannten Telomere, die das Erbgut vor schädlichen Einflüssen schützen. Doch auch die Telomere werden im Laufe der Jahre älter, werden bei jeder Zellteilung ein wenig kürzer und können dadurch ihre Schutzfunktion nicht mehr adäquat ausführen. Für die Haut bedeutet dies zum Beispiel das Entstehen und Vertiefen von Falten, sowie einen Volumenverlust.

„Sport kann den Alterungsprozess der Haut umkehren

Regelmäßiger Sport lässt die Telomere jedoch wieder wachsen, nach sechs Monaten um bis zu zwanzig Prozent. „Sogar bei Menschen, die erst später im Leben mit Sport anfangen, kann der Alterungsprozess der Haut dadurch umgekehrt werden“, meint Dr. Timm Golüke, Dermatologe aus München. „Bewegung wirkt sich auch auf die Anzahl und Gesundheit der Mitochondrien in unseren Zellen aus. Diese Kraftwerke der Zellen sind für die Energieproduktion zuständig. Ist diese intakt und leistungsstark, wird unter anderem mehr Kollagen gebildet und die Durchfeuchtung verbessert“, so der Hautarzt.

 

 

Frische Luft, frischer Teint?

 

Tageslicht steuert nicht nur wichtige hormonelle Prozesse und fördert die für den Knochenbau so wichtige Vitamin-D- Synthese. Die erhöhte Sauerstoffzufuhr unterstützt auch zellinterne Prozesse für ein jugendliches Hautbild. Gerade beim Ausdauertraining an der frischen Luft kommt es zu einer verbesserten Durchblutung der Haut und der Zellstoffwechsel wird angekurbelt. Das kommt natürlich auch dem Teint zugute, er wird frisch und rosig. Damit er jedoch nicht rot wird, ist für jeden Outdoorsport, gerade im Frühjahr und Sommer, ein Lichtschutz mit LSF 50 Pflichtprogramm. Da Sonnenschutz auf Ölbasis allerdings Hautunreinheiten begünstigen kann, sollte man zu leichten, fettfreien Texturen greifen, die zusätzlich schweiß- und wasserresistent sind.

 

„Diese Art von Sonnenschutzprodukten kommt auch Menschen mit Allergien oder Asthma zugute“, erklärt die Münchener Hautärztin Dr. Elisabeth Schuhmachers. „Beim Joggen kommt die Haut verstärkt mit Pollen in Kontakt. Wenn man stärker schwitzt, brechen diese zum Teil auf und geben ihre Allergene frei. Eine effektive Schutzcreme kann die Allergene jedoch abwehren.“ Dr. Golüke: „Zusätzlich kann man vor dem Sonnenschutz noch ein Serum mit Antioxidantien auftragen, um die Haut vor freien Radikalen zu schützen. Im Winter kommen dann eher fetthaltige Cremes zum Einsatz, die einen Schutzschild auf der Haut bilden und damit Kälte und Wind abmildern.“

Fitness & Make-up – eine eher unsportliche Kombination?

 

Natürlich ist das Abschminken vor dem Sport kein Muss, dennoch raten Dermatologen, auf Make-up weitestgehend zu verzichten. Dermatologe Dr. Timm Golüke meint: „Idealerweise sollte man beim Sportbetreiben weder Foundation noch Puder tragen. Das Schwitzen und die erhöhte Körpertemperatur öffnen die Poren, die durch Make-up-Partikel verstopft werden können. Und dies kann in der Folge leicht zu Unreinheiten und Irritationen führen.“

 

Wesentlich besser: auf das gereinigte Gesicht eine hyaluronsäurehaltige Pflege auftragen, die schnell einzieht, die Haut atmen lässt und keinen Fettfilm hinterlässt. „Feuchtigkeitsreiche Seren oder Gele vermischen sich besser mit dem Schweiß, schmieren nicht und kriechen nicht unangenehm ins Auge“, so Dr. Schuhmachers. Wer sich jedoch so „oben ohne“ gar nicht wohlfühlt, kann Unreinheiten mit einem Concealer kaschieren.

 

 

Schwitzen reinigt die Poren – Wahrheit oder Mythos?

 

Im Endeffekt kann Schweiß Talg und kleine Partikel aus den Poren schwemmen, jedoch nur bei sehr starkem Schwitzen. Dass man nach dem Training also mit einem reinen Teint belohnt wird, hält Hautspezialist Dr. Golüke für einen Mythos. Seiner Meinung nach besitzt Schweiß jedoch eine andere sehr positive Eigenschaft. „Schweiß enthält natürliche Alternativen zu Antibiotika, sogenannte antimikrobielle Peptide. Das wichtigste Peptid für die Haut ist das Dermcidin, das über die Schweißdrüsen auf die Haut gepumpt wird und dort eine Schicht bildet, die die Haut vor Infektionen durch andere Mikroben und schädliche Keime schützt.“ In einem Fitness-Studio, wo Keime und Bakterien leider vermehrt vorkommen, ein echter Vorteil.

 

Die zu Pickeln und Mitessern neigende Haut wird durch regelmäßiges Schwitzen jedoch stärker belastet. Unreine Haut produziert generell mehr Talg, wodurch die Poren leichter verstopfen und der Schweiß nicht gut abfließen kann. Wichtig ist hier also nach dem Sport eine gründliche Reinigung mit Produkten, die das Gesicht von Talgrückständen befreien, die Poren klären und Irritationen abmildern. Doch auch wer eine unkomplizierte Haut hat, kommt um ein Reinigungsprogramm nicht herum. „Vor allem Ammoniak und Harnstoff, beides Stoffe im Schweiß, können Reizungen und Entzündungen verursachen, wenn sie zu lange auf der Haut bleiben. Zusätzlich kann das enthaltene Natrium die Haut austrocknen“, erklärt Dr. Golüke. Sanfte Cleanser und eine milde, feuchtigkeitsspendende Pflege sind daher das beste After-Fitness-Programm. Wer abends sein Sportprogramm absolviert, kann seiner Haut beispielsweise mit Overnight-Masken etwas Gutes tun.

Dr. Timm Golüke

Dr. Timm Golüke – Dermatologe aus München

© Martin Sweers/trunk archive.com

Wie wichtig ist die Hautpflege Pflege nach dem Training?

 

Gerade während der Pandemie versuchte man, die Zeit im Gym so kurz wie möglich zu halten. Nicht selten ist man zu seiner Work-out-Stunde hineingehuscht, um danach so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Generell eine bequeme Sache, für die Haut leider nicht förderlich. Denn der Mix aus Schweiß, Talg und Bakterien sorgt für Irritationen, Juckreiz und trockene Stellen und muss so schnell es geht entfernt werden. Nach einem kurzen Cool Down, das der Körper zum Nachschwitzen braucht, sorgt eine lauwarme Dusche mit pH-neutralen Reinigern für den pflegenden Frischekick.

 

Zu heißes Wasser wäscht die natürlichen Lipide und Ceramide aus der Haut, kaltes Wasser wiederum stresst den Körper und lässt ihn wieder schwitzen. Wer mag, glättet einmal die Woche mit einem Bodypeeling raue Körperstellen, sanfte Lotions und Cremes spenden der Haut Feuchtigkeit, fördern die Elastizität und sorgen für einen frischen Glow. Wie schon erwähnt, sind fettreiche Pflegeprodukte während und auch nach dem Sport eher kontraproduktiv. Einzige Ausnahme – wer häufig im Schwimmbad seine Bahnen zieht oder sich gerne bei der Aqua-Gymnastik auspowert, sollte die Körperhaut davor mit einer reichhaltigen Bodylotion eincremen, denn Chlor trocknet die Haut extrem aus.

Antioxidantien sind der Schlüssel für eine gesunde, straffe und fitte Haut.

Welche Inhaltsstoffe schützen und stärken generell die Haut beim Sport?

 

Durch die verstärkte Durchblutung kann die Haut sensibler auf Wirk- und Duftstoffe reagieren und verträgt hochdosierte Produkte, die sonst problemlos sind, weniger gut. „In der Kosmetik gibt es eine ganze Menge an bewährten hautschützenden und -schonenden Inhaltsstoffen. So aktivieren Allantoin und Dexpanthenol die Heilungsprozesse der Haut, Mandelöl versorgt mit Feuchtigkeit, und Ceramide stärken die Hautbarriere“, so Dr. Schuhmachers. Ein weiterer hautfreundlicher Wirkstoff, der immer beliebter wird, ist das Vitamin Niacinamid. Es schützt vor freien Radikalen und aktiviert die körpereigene Kollagen- und Elastinbildung. „Antioxidantien sind der Schlüssel für eine gesunde, straffe und fitte Haut. Sie schützen effektiv vor oxidativem Stress und Entzündungen, beugen vorzeitiger Hautalterung vor“, so Dr. Golüke.

 

Doch auch während des Sports freut sich die Haut über ein wenig erfrischende Aufmerksamkeit. Kühlende Gesichtssprays versorgen das Gesicht mit Hyaluronsäure, Algenextrakten und Thermalwasser. Sie mildern auch Rötungen. Das sogenannte „Red Face“ entsteht dadurch, dass bei körperlicher Anstrengung vermehrt Wärme erzeugt wird. Dadurch erweitern sich die Kapillaren, nehmen mehr Blut auf, was wiederum auf der Hautoberfläche sichtbar wird. Auch hier helfen Produkte, die anti-entzündliche und heilungsfördernde Wirkstoffe wie Aloe Vera, Zink oder Kamille beinhalten.

Judith Cyriax

Mehr zum Thema