4. Mai 2023

Judith Cyriax

Sport nach Schönheits-OP

Ästhetische Eingriffe und das gewohnte Sportprogramm vertragen sich in der Regel nicht gut. Doch wie lange sollte die Auszeit dauern?

© Getty Images

Wer sich für einen ästhetischen medizinischen Eingriff entscheidet, verändert damit nicht nur seine Körpersilhouette, sondern nimmt auch einen – mal mehr, mal weniger – radikalen Eingriff in den eigenen Organismus in Kauf. Um sich von Eingriffen bestmöglich zu erholen und dem Körper Zeit zur Heilung zu geben, ist eine generelle Schonung deshalb sehr wichtig. Das gewohnte Sportprogramm sollte in der ersten Zeit nach einem Eingriff also erst mal ruhen. Doch wie schnell und in welchem Umfang darf wieder Sport betrieben werden? Wann begünstigt er die Heilung, und wann könnten Komplikationen auftreten, die das Behandlungsergebnis negativ beeinflussen? Generell gilt: Je schwerer die Operation und je großflächiger die Wunden, umso länger dauert die sportliche Auszeit.

 

Wann darf ich nach einer Schönheits-OP wieder Sport treiben?

 

Minimalinvasive Methoden wie die Kryolipolyse, die Fett-weg-Spritze oder Radiofrequenzverfahren kommen komplett ohne Wunden aus, deshalb spricht schon einen Tag nach der Behandlung nichts gegen ein Workout. Sehr oft wird das von Ärzt:innen sogar empfohlen, da die körperliche Anstrengung hilft, das aufgelöste Fett schneller abzubauen. Bei Eingriffen, in denen unter Lokalbetäubung Haut und Gewebe „verletzt“ werden (zum Beispiel das Cellulite-Treatment Cellfina), ist eine Schonfrist von mindestens drei bis fünf Tagen angebracht. Durch eine gesteigerte Bewegung könnten sich gerade verheilende, auch winzige Wunden wieder öffnen und nachbluten. Außerdem sollten frische Wunden nicht mit Schweiß in Kontakt kommen, denn dies könnte Infektionen auslösen. Gegen ein leichtes Cardiotraining, Walking oder Fahrradfahren ist aber generell nichts einzuwenden.

 

Sport nach Schönheits-OP: Wer zu früh loslegt, riskiert ein ungleichmäßiges Ergebnis

 

Bei einer Liposuktion gestaltet sich die Pause schon länger, der Körper sollte erst nach vier Wochen an ein softes Sportprogramm herangeführt werden. Ganz wichtig dabei: Die Kompressionskleidung muss getragen werden, um das Bindegewebe so wenig wie möglich zu belasten, da es noch in der Heilungsphase steckt. Wer hier zu früh wieder loslegt, riskiert ein ungleichmäßiges Ergebnis, wie unschöne Dellen, die dauerhaft bleiben können. Sportarten wie Yoga oder Pilates sind nach einer invasiven OP übrigens nicht zu empfehlen, da die Übungen eine extreme Zugspannung auf Wunden und Haut ausüben und die Heilung behindern. Doch auch ruckartige Bewegungen oder Erschütterungen wirken sich kontraproduktiv auf frisch vernähte Wunden aus. Die Lieblings-Joggingrunde muss also auch erst mal ruhen. „Die Wundheilung kann man übrigens auch gut von innen beschleunigen“, meint Sandy Schilling, staatlich geprüfte Physiotherapeutin und Personal Trainerin. „Ausreichend Wasser, eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung sowie passende Nahrungsergänzungsmittel wirken sich positiv auf den Heilungsvorgang aus.“

 

Die Lieblings-Joggingrunde muss nach einer OP erstmal ruhen

 

Bei vielen Sportarten spielen die Bauchmuskeln eine große Rolle beziehungsweise sind in viele Bewegungsabläufe integriert. Und genau diese dürfen nach einer Abdominoplastik in keiner Weise strapaziert werden. Der große Schnitt, der durch Haut, Gewebe und auch Muskeln geht, braucht mindestens sechs bis acht Wochen für seine ersten Heilungsschritte. So lange können noch leichte Schmerzen bei abrupten oder zu schnellen Bewegungen auftreten. Auch ein taubes Gefühl an der operierten Stelle ist nicht selten. Man darf einfach nicht vergessen, dass eine Schönheitsoperation, die unter Vollnarkose stattfindet, extremen Stress für Körper und Kreislauf bedeutet und die Rekonvaleszenz länger andauert. Sandy Schilling: „Dennoch ist Bewegung für die Genesung notwendig, denn für eine voll-ständige Zellregeneration muss der Stoffwechsel angekurbelt werden, und das passiert am besten durch ein leichtes Ausdauertraining.“

 

„Bewegung ist für die Genesung notwendig“

 

Sandy Schilling rät dazu im Fall von größeren Eingriffen schon vorab mit einem Stabilisationsprogramm anzufangen, das idealerweise von einem Physio- oder Sporttherapeuten begleitet wird. „Nichts ist schädlicher für die Heilung als unbedachte Übungen auf der Sportmatte zu Hause“, so die Expertin. Sie empfiehlt zudem noch ein heilendes Sportprogramm von außen: „Es sollte so früh wie möglich mit einer Narbenmassage, der sogenannten Narbenmobilisation, begonnen werden. Durch die manuelle Verschiebung der Gewebsschichten hindert man Narben im Körper daran, sich zu verhärten. Dadurch wird die Beweglichkeit eingeschränkt, im schlimmsten Fall sogar nicht mehr zugelassen.“
Wann der ideale Zeitpunkt ist, sein Sportprogramm endlich wieder regelmäßig in den Alltag zu integrieren, sollte letztendlich der behandelnde Arzt bestimmen. Bis dahin gilt – auch wenn es vielleicht schwerfällt –, Geduld und Vertrauen in den eigenen Körper zu haben. Sehr oft sendet dieser nämlich die richtigen Signale aus: was möglich ist und was noch ein wenig warten muss.

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