16. Mai 2024

Margit Hiebl

White Noise – hilft weißes Rauschen, besser zu schlafen?

Sorgt White Noise wirklich für Konzentration und tieferen Schlaf? Und wie wirken Brown Noise und Pink Noise?

Schallwellen

@ Adobe Stock

Eine andere Klangwelt als die in der Musik eröffnet sich mit Rauschen. In der Akustik versteht man darunter eine Störgröße mit breitem unspezifischem Frequenzspektrum. Einfacher gesagt: Zu viele Schallwellen auf einmal ergeben ein Rauschen. Wir kennen es von analogen Radios, wenn kein Sender zu finden ist. Nicht immer das, was man sich gerne und lange anhört.

 

Dennoch gibt es immer mehr Fans: Im letzten Jahr gehörte Rauschen auf Streamingdiensten plötzlich zu den meistgehörten Sounds – laut Mediendienst Bloomberg verbringen Spotify-Hörer ganze drei Millionen Stunden pro Tag damit. Was steckt hinter dem Phänomen sich so berauschen zu lassen? Die Aussicht bzw. das Versprechen, sich besser konzentrieren, entspannen oder (ein)schlafen zu können.

 

White Noise – was ist das?

 

Eltern kennen das: Wenn sich das Neugeborene partout nicht beruhigen lassen will – einfach im Nebenzimmer Staubsauger oder Haarföhn anschalten, und meist schlummert das Baby schon bald darauf.  Rauschen hat also offenbar beruhigende Wirkung. Was liegt näher, wenn die Natur es mit Regenprasseln oder Wellenplätschern gerade nicht hergibt, als es künstlich zu erzeugen.

 

Und, wie in der Natur, gibt es auch hier unterschiedliche Klangfarben, genauer gesagt Frequenzen und Lautstärken, denen unterschiedliche Wirkungen und Einsatzbereiche zugeschrieben werden. Am bekanntesten ist „White Noise“, das weiße Rauschen, das alle Frequenzbereiche in gleicher Intensität enthält. Vergleichbar mit der Sendersuche, einem Föhn oder Ventilator.

 

Wie wirkt Brown Noise?

 

Das intensive Rauschen soll die Schlafqualität verbessern, Babys beruhigen, die Konzentration fördern. Etwas sanfter klingt „Pink Noise“, der auch alle Komponenten aus dem Klangspektrum enthält, aber etwas niedriger und verhaltener rauscht, eher wie ein Regenschauer oder Wasserfall. Das soll den Tiefschlaf verbessern und die kognitive Leistung erhöhen.

 

Bei „Brown Noise“ nimmt die Leistung hinter den Frequenzen noch mehr ab, daher wird es tiefer wahrgenommen – etwa wie Wind in den Bergen –, und das soll beruhigend wirken. Ebenso ist  „Green Noise“, das grüne Rauschen, auch eine eher tiefe Frequenz, die nach Brandung klingt.„Blue Noise“ hingegen wie Sprudelwasser, „Violet Noise“ zischt wie Steak in der Pfanne.

 

Die Klangfarben sind vielfältig – aber wie in der Natur auch: Manche werden weniger beruhigen, sondern nerven. Welche man hört, wird nach Vorliebe entschieden. Doch wie steht es mit der Wirksamkeit? Eine These ist, dass das weiße Rauschen die Hörschwelle wieder anhebt, daher der sprichwörtliche tropfende Wasserhahn nicht mehr auffällt.

 

Hilft White Noise bei ADHS?

 

Eine weitere Theorie besagt, dass das Gehirn ständig auf der Suche nach akustischen Reizen ist und das eintönige Rauschen es beschäftigt, aber nicht überfordert. Eine Studie mit Personen, die aufgrund ihrer lauten Umgebung in New York Schlafprobleme hatten, ergab, dass sie mit der Benutzung eines White-Noise-Generators besser und länger schliefen.

 

Andere Geräusche werden so offenbar maskiert – ein Effekt, den Profis auch bei Musikproduktionen nutzen. Kontinuierliches weißes Rauschen macht das Hören von reinen Tönen präziser, konnte ein Team der Universität Basel nachweisen. Außerdem hemmt es die Aktivität der Nervenzellen und hilft bei der Entspannung.

 

Eine Studie mit ADHS-Kindern zeigte, dass White Noise die Konzentration fördert. Rosa Rauschen scheint Tiefschlaf und kognitive Leistung bei älteren Menschen positiv zu beeinflussen, ebenso das braune Rauschen. Erwiesen ist aber auch: Rauschen kann das Gehör beeinträchtigen, wenn es ihm länger ausgesetzt wird. Und: Lieber nicht zu laut hören – schon eine Dauerbeschallung mit 70 Dezibel (Stadt-verkehr) kann das Gehör schädigen.

Mehr zum Thema