9. Oktober 2024
Moira Hammes
Neben den Herausforderungen einer Krebsdiagnose kann die Behandlung nicht nur körperliche Beschwerden verursachen, sondern auch erhebliche psychische Auswirkungen haben. Hier erfahren Sie, welche unterstützenden Maßnahmen die Chemotherapie erleichtern können
@ Thirdman
Brustkrebs ist mit 30 % die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Statistisch erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt.
Die Behandlung von Brustkrebs ist hochindividuell und richtet sich nach der Ausprägung der Metastasen. Behandelnde Ärzt*innen wählen die geeigneten Therapieformen unter anderem basierend auf der Ausbreitung des Tumors, dem Befall von Nachbargewebe und dem Zeitpunkt der Diagnose. Neben operativen Eingriffen und Bestrahlung ist die Chemotherapie eine häufig eingesetzte Behandlungsmethode.
Bei der Chemotherapie werden Zytostatika – zellwachstumshemmende Wirkstoffe – in der Regel intravenös verabreicht. Diese verteilen sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper und können so auch gestreute Krebszellen erreichen.
Die Verabreichung erfolgt in mehreren Zyklen, deren Dauer und Häufigkeit individuell angepasst werden. Durch die Therapie in Zyklen können Tumorzellen in verschiedenen Wachstumsstadien bekämpft werden, was einen größeren Erfolg der Therapie bewirken soll.
Die Behandlungspausen zwischen den Zyklen dienen zudem dazu, dass gesunde Zellen sich von den Auswirkungen der Therapie erholen können.
Auch wenn Krebszellen für eine Chemotherapie anfälliger sind, können Zytostatika nicht selektiv zwischen Krebs- und gesunden Zellen unterscheiden, was zur Folge hat, dass sie auch gesunde Körperzellen beeinflussen können.
Besonders betroffen sind sich schnell teilende Zellen wie Schleimhautzellen des Magen-Darm-Trakts, blutbildende Zellen des Knochenmarks und Haarwurzelzellen. Mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie umfassen:
– Fatigue (Erschöpfung und Müdigkeit)
– Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen
– Entzündungen der Schleimhäute
– Haarausfall
– Störungen der Blutbildung
– Immunschwäche
– Polyneuropathien (Schädigung der Nerven)
– Herzmuskelschwäche
– Einschränkungen der Fruchtbarkeit
Diese Nebenwirkungen können sowohl während der Therapie als auch mit zeitlicher Verzögerung auftreten. In der Regel klingen sie nach Beendigung der Chemotherapie ab, können in einigen Fällen jedoch auch anhalten.
Um bestimmten Nebenwirkungen entgegenzuwirken, können bereits vor der Chemotherapie Medikamente eingenommen werden, insbesondere zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen. Dies hat den Vorteil, dass die Behandlung nicht erst mit unangenehmen Symptomen assoziiert wird.
Auch für andere Nebenwirkungen lassen sich Symptome durch die Gabe von Medikamenten lindern. Schmerzmittel können bei chemotherapiebedingten Beschwerden helfen, während Antidepressiva bei Stimmungsschwankungen unterstützen.
Bei einer Abnahme der weißen Blutkörperchen, die zu einer geschwächten Immunabwehr und Fatigue beitragen kann, stehen beispielsweise Medikamente zur Verfügung, die das Knochenmark stimulieren. Bluttransfusionen und die Einnahme von Eisen können positive Effekte auf die Blutbildung haben.
Obwohl es kontraintuitiv erscheinen mag, kann Bewegung bei Erschöpfung und Müdigkeit hilfreich sein. Neben psychologischer Unterstützung kann körperliche Aktivität dazu beitragen, die Symptome der Fatigue zu mildern. Es ist jedoch wichtig, sich nicht zu überanstrengen – moderate Bewegung kann hierbei meist bereits ausreichen.
In manchen Fällen kann es während der Behandlung zu chemoinduzierten Nervenschädigung kommen, insbesondere in Händen und Füßen. Diese Schäden äußern sich häufig durch unangenehme bis schmerzhafte Empfindungsstörungen.
Um Neuropathien entgegenzuwirken, kann es ratsam sein, kompressionsähnliche Handschuhe und Strümpfe zu tragen sowie gezielte stimulierende Übungen durchzuführen. Bei kaltem Wetter sollten warme Socken und Handschuhe getragen werden, um das Empfinden zu unterstützen.
Neben den körperlichen Beschwerden kann eine Krebsdiagnose und die damit verbundene Therapie auch erhebliche psychische Auswirkungen haben. Insbesondere der Haarausfall wird von vielen Patientinnen als belastend empfunden, da er das Selbstbild beeinträchtigen und zu einem Gefühl der Stigmatisierung führen kann.
Zusätzlich zu kaschierenden Methoden wie dem Einsatz von Perücken und Tüchern, ist eine weitere mögliche unterstützende Maßnahme die Kühlkappentherapie. Hierbei wird der Kopf vor, während und nach der Chemotherapie mithilfe einer mit Kühlgel gefüllten Kappe auf den niedrigen ein bis zweistelligen Grad Bereich heruntergekühlt.
Dies soll durch eine Verengung der Kopfhautgefäße verhindern, dass Zytostatika die Haarwurzelzellen erreichen und so Haarausfall vermindern. Die Kühlung kann von Patientinnen allerdings als unangenehm empfunden werden.
Die Wirksamkeit dieser Methode ist individuell und von verschiedenen Faktoren, wie der Passform der Kappe, der Haarstruktur sowie der Dauer, Intensität und Art der Chemotherapie abhängig. Die Studienlage ist bislang zudem begrenzt und konzentriert sich hauptsächlich auf Brustkrebspatientinnen.
Einige Studien zeigten jedoch bei etwa jeder zweiten Teilnehmerin einen Erfolg (definiert als Haarverlust von unter 50%). Die Entscheidung für oder gegen den Einsatz einer Kühlkappe sollte in jedem Fall gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin getroffen werden, da es sich um eine sehr persönliche Entscheidung handelt, die mitunter auch abhängig von der jeweiligen Chemotherapie sein kann.
Wie bei anderen Erkrankungen ist es auch bei der Krebsbehandlung von entscheidender Bedeutung, den Kontakt zu den behandelnden Ärzt*innen aufrechtzuerhalten und Symptome offen zu kommunizieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass die individuelle Therapie optimal auf den jeweiligen Fall abgestimmt ist.
Darüber hinaus können Ärzt*innen in der Regel die bestmögliche Beratung bieten. Zusätzlich können Selbsthilfegruppen für Betroffene wertvolle Unterstützung bieten und dazu beitragen, das Gefühl einer etwaigen Isolation zu verringern.