4. Traditionelle Gerichte werden vegan
„Veganizing Recipes“ nennt der Food Report die Entwicklung, alt bekannte Gerichte in Zukunft vegan zu interpretieren und sie als gleichwertige Alternative anzusehen. Gerade die traditionelle deutsche, österreichische und Schweizer Küche basiert stark auf Fleisch und Wurst, Eier-, Milch- und Käseprodukten. Dabei müssen die Zutaten nicht immer durch Ersatzprodukte getauscht werden, manchmal können sie auch mit Pilzen, Kräutern oder Hülsenfrüchten adaptiert werden. Befeuert wird dieser Trend noch durch Food-Blogger:innen, die über Social-Media-Kanäle zu Superstars avancieren.
Den umgekehrten Weg geht die österreichische Kochbuchautorin Katharina Seiser. Sie hat sich auf der ganzen Welt auf die Suche nach traditionellen Speisen gemacht, die immer schon vegan waren – darunter libanesischer Brotsalat, italienische Focaccia und österreichisches Kletzenbrot –, und in Immer wieder vegan (Brandstätter Verlag, 28 Euro) zusammengetragen.
5. Heimisches Superfood
Avocados und Spirulina-Algen, Quinoa und Chia-Samen, Goji-Beeren und Acerola – in den vergangenen Jahren wurden immer wieder neue Gemüse und Früchte, Getreide und Gewürze zu neuen Superfoods gekürt und erlebten einen – mehr oder weniger kurzfristigen – Hype. Die meisten von ihnen stammen aus fernen Ländern, sind ökologisch also höchst fragwürdig. Beispiel Avocado: Deutschland führte 2020 mehr als viermal so viele Früchte ein wie neun Jahre zuvor, vorzugsweise aus Mexiko und Südamerika. Für den Anbau eines Kilogramms braucht es mehr als 1.000 Liter Wasser, für Tomaten im Vergleich nur rund 200 Liter. So gut die exotischen Beeren (ja, Avocado ist eine Beere) also schmecken und so gesund sie auch sind – für Menschen mit grünem Gewissen sind sie im Grunde tabu.
Folgerichtig wird auch hier nach heimischen Alternativen gefahndet. Oft findet man sie im eigenen Garten. Schwarze Johannisbeeren oder Brombeeren beispielsweise – eine Alternative zu Goji-Beeren – sind Vitamin-C-Bomben, ihr dunkler Farbstoff hemmt außerdem das Wachstum von Viren, Pilzen und Bakterien. Die Pflanzenfarbstoffe Anthocyane in Heidelbeeren, blauen Trauben oder Rotkohl (statt Açai-Beeren) wirken wie ein natürliches Antioxidans. Grünes Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Grünkohl enthält wie Weizengras Chlorophyll, das entgiftend wirkt und die Darmflora unterstützt, außerdem Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Walnüsse gelten aufgrund ihres hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren als wertvolle Alternative zu Avocados. Leinsamen (statt Chia-Samen) steckt voller Ballaststoffe, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren. Löwenzahntee (statt Matcha-Pulver) regt die Verdauung an und wirkt blutdrucksenkend.
Auch Microgreens sind gerade in aller Munde. Keine Bowl, auf denen die Pflanzenkeimlinge als Topping fehlen. Micro beschreibt die Größe der Pflanzen zur Erntezeit, Greens die Palette an Gemüsepflanzen, Kultur-und Wildkräutern, die verwendet werden können (u.a. Brunnenkresse, Senf, Amaranth, Fenchel, Rauke und Schnittsalate). Die Keimlinge werden geerntet, wenn sie nur wenige Tage alt sind, und frisch verzehrt. Die Idee: Sie enthalten all das, was die Pflanzen benötigen, um groß zu werden, in geballter Ladung, sodass ihr Gehalt an Vitaminen, Nähr- und Mineralstoffen wesentlich höher ist als in der gleichen Menge des ausgewachsenen Gemüses. Dazu gehören Vitamin C (gut für Immunabwehr), B-Vitamine (für die Nerven) sowie Vitamin A (für Haut und Augen). Außer- dem Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und entzündungshemmendes Zink und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und Aminosäuren.
Weiterer Vorteil: Sie brauchen nur wenig Platz und Pflege, meist reicht eine Schale oder ein kleiner Blumenkasten auf der Fensterbank, um die Energiespender heranzuziehen. Aber Ernährungsexpert:innen warnen: Auch wenn Microgreens viele Vitamine liefern, sie sind kein Ersatz für ausgewachsenes Gemüse, weil man schlichtweg nur Miniportionen davon isst.