„Natürlich!“ – Wie oft verwenden wir dieses Adjektiv jeden Tag, wenn wir etwas Selbstverständliches zum Ausdruck bringen wollen? Etwas, das dem Gegenüber eigentlich vollkommen klar sein sollte. Und besonders gerne in Beziehungen: „Natür- lich liebe ich dich – so wie du bist!“ Ironie der eigentlichen Wortbedeutung: Wenn es um unsere Beziehung zur Natur geht, ist schon lange nichts mehr „natürlich“. Im Gegenteil. Wir idealisieren und zerstören sie in einem Atemzug. Wir ha- ben zugleich Sehnsucht nach und Angst vor ihr. Wir wollen sie beschützen und müssen uns vor ihr schützen.
Ob die Apokalypse-Uhr fünf vor oder bereits fünf nach zwölf zeigt, ist in erster Linie ein menschliches Problem. Klar, der Mensch ist Teil der Natur – aber nur ein kleiner. Und wenn man ganz ehrlich ist, sind wir der Natur herzlich egal. Sie wird auch ohne uns weiterexistieren, selbst wenn wir sie so verän- dert haben, dass wir selbst in ihr nicht mehr existieren können. Also doch lieber Greenwashing statt Schwarzmalerei? Weder noch. Wenn den Menschen eines wirklich auszeichnet, dann ist es sein Überlebenswille, gepaart mit Erfindungsreichtum. Und immer klarer wird uns, dass wir nur im Einklang mit der Natur überleben werden. Die Philosophin Rebekka Reinhard bringt es im Interview (S. 38) sehr schön zum Ausdruckt: „Wir sind nicht nur Kulturwesen, wir sind auch Naturwesen, und wir können der Natur etwas zurückgeben. Das richtige Maß.“