22. September 2024

Petra Harms

Zuviel Alkohol: Wie entsteht ein Kater und was hilft dagegen?

Gut zu wissen, nicht nur während des Oktoberfestes: Wie wirkt Alkohol in unserem Körper, was genau verursacht Übelkeit und Kopfschmerzen? Und wie wird man den lästigen Kater wieder los?

Umgeschüttetes Rotweinglas

@ Polina Tankilevitch

Nur zehn Prozent der Menschen bleiben nach übermäßigem Alkoholgenuß vom Hangover verschont

„Die Krügeeeeee hoooooch!”, lautet die Aufforderung mindestens alle zwanzig Minuten auf dem Oktoberfest. Dann landet Bier, Wein, Champagner in den Kehlen, manchmal noch ein Schnaps. 470.000 Liter reiner Alkohol werden auf der Wiesn ausgeschenkt, da ist es kein Wunder, dass viele Besucher am nächsten Morgen mit einem Kater aufwachen. Aber was ist das eigentlich?

 

Was löst einen Kater aus?

 

Die Chemie des Katers: Ein lustiger Abend, ein lausiger Morgen: Übelkeit, Kopfweh und Zittrigkeit gepaart mit Heißhunger auf Fettiges. Nur zehn Prozent der Menschen bleiben vom Hangover verschont. Dabei löst nicht der Alkohol selbst den Kater aus, sondern die Stoffwechselprodukte, die beim Abbau in der Leber entstehen.

 

Dort wandelt das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) das Ethanol – also den Trinkalkohol – in Acetaldehyd um. Dieser vom Körper schlecht verträgliche Stoff wird von einem weiteren Enzym, der Aldehyddehydrogenase (AIDH) in Essigsäure umgewandelt und der Blase zugeführt.

 

Das geschieht durch chemische Prozesse verzögert und das Acetaldehyd mit der schönen Formel CH3CHO hat Zeit, seine Giftwirkung zu entfalten. Paradoxerweise sind die Symptome am schlimmsten, wenn der Körper den Alkohol komplett abgebaut hat.

 

Welche Symptome hat man bei einem Kater?

 

Kopfschmerz

Der Brummschädel ist vor allem auf die Dehydrierung zurückzuführen. Alkohol wirkt als Diuretikum, als entwässernd, das die Harnausscheidung erhöht. Geichzeitig unterdrückt er die Ausschüttung von Vasopressin, einem Hormon, das den Nieren signalisiert, Flüssigkeit zurückzuhalten.

 

Dieser Flüssigkeitsverlust führt, US-Studien und MRT-Analysen zufolge, parallel dazu, dass zellschützende Stoffe wie Kreatin und Aspartat weniger werden und unser Gehirn um 0,2 Prozent schrumpft.

 

Das erklärt vielleicht zum einen das irrationale Verhalten alkoholisierter Menschen – und führt außerdem zu leichten Entzündungserscheinungen im Gehirn, die wir als Kopfschmerz wahrnehmen. Beim Trinken von Alkohol weiten sich die Blutgefäße, lässt die Wirkung nach, ziehen sie sich wieder zusammen – und der Blutfluss im Gehirn verlangsamt sich, was ebenfalls in Kopfschmerzen resultiert.

 

 

Übelkeit

Ähnlich wie beim Kopfschmerz spielen eine Reihe von Körperreaktionen eine Rolle, die im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Eimer neben dem Bett eine gute Idee ist. Das Abbauprodukt Acetaldehyd ist toxisch und löst Entzündungsreaktionen aus, die das Brechzentrum im Hirnstamm stimulieren und den Körper animieren, Histamin auszuschütten, das unter anderem die Sekretion von Magensäure anregt.

 

Die Folge: Übelkeit und Magenverstimmung. Beim Abbau von Alkohol werden zudem basische Mineralstoffe (Magnesium, Natrium, Zink und Kalzium) verbraucht, was ebenfalls in Übersäuerung resultiert.

 

Schwächegefühl

Eine weitere Folge: Alkohol senkt den Blutzuckerspiegel, der üblicherweise von der Leber konstant gehalten wird. Die Energieaufnahme in den Nerven- und Muskelzellen wird dadurch gehemmt und man fühlt sich schwach auf den Beinen.

 

Im EEG konnte nachgewiesen werden, dass die Reduktion der elektrischen Aktivität noch 16 Stunden nach der Normalisierung des Blutalkoholspiegels besteht und psychomotorische Defizite u.a. beim Gehen mit sich bringen kann.

 

Müdigkeit

Klar, wer spät ins Bett wankt, kommt nicht unbedingt auf acht Stunden Schlaf. Dass man sich aber selbst ohne Weckerklingeln gerädert fühlt, liegt am Stresshormon Cortisol. Solange der Alkohol noch im Blut ist, hat er eine beruhigende Wirkung. Er regt die Produktion der sogenannten Gamma-Aminobuttersäure – kurz GABA – an.

 

Das ist ein Botenstoff, der dafür sorgt, dass die Hirnaktivität gehemmt wird und man besser einschläft. In der zweiten Nachthälfte sorgen die Abbauprodukte von Alkohol aber dafür, dass Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet werden. Die verkürzen insbesondere die REM-Schlafphasen.

 

Zu kurze Traumschlafphasen führen dazu, dass man sich in der Nacht nicht ausreichend regenerieren und erholen kann – und am Tag erschöpft fühlt.

Heißhunger

Alkohol ist ein Gift mit jeder Menge Kalorien: Ein Weißbier schlägt mit 230 kcal zu Buche, ein kleines Glas Weißwein etwa mit 60 kcal. Eigentlich hat der Körper also seinen Kalorienbedarf auf ungesunde Weise gedeckelt.

 

Trotzdem steht, wer zu tief ins Glas geschaut hat, nachts gern vor der Dönerbude oder zaubert am Morgen abenteuerliche Kreationen aus Vorräten in der eigenen Küche. Die Erklärung: Alkohol reduziert zum einen die Bildung des Sättigungshormons Leptin, stimuliert andererseits gleichzeitig Neuronen im Hypothalamus, die ausgelöst werden, wenn der Körper in den Hungermodus geht. Die Mär, dass Fettiges Alkohol absorbiert, hält sich hartnäckig. Besser ist ein Honigbrot. Die Fruktose unterstützt beim Abbau der Giftstoffe.

 

Um dem Körper dabei zu helfen, möglichst viele der Giftstoffe abzubauen, wird außerdem empfohlen, zwei bis vier Liter Flüssigkeit in Form von stillem Wasser und milden Kräutertees zu trinken. Und: den Kreislauf mit einem Spaziergang an der frischen Luft wieder in Schwung bringen.

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